Re: Bodengrund?Wenn ja welchen?
@pedro
Erstmal Dankeschön für deine netten Worte.
Ich bin kein Experte in der Aquaristik, deshalb kann ich auch nur Vermutungen anstellen warum es bei manchen Leuten klappt, und bei anderen nicht so sehr. Das ganze beruht auf meinen eigenen Erfahrungen.
Vermutung 1 - Licht
Die Beleuchtungsstärke in den meisten Becken ist meiner Meinung nach viel zu gering und eine Ursache für schlechtes Wachstum der Pflanzen.
Ich hatte einen T8 Balken mit 2x 30 Watt und billigen Reflektoren drin anfangs. Den habe ich gegen einen T5 Balken mit 2x45 Watt und guten, W-förmigen Reflektoren ausgetauscht. Ich schätze das ich jetzt 2x45 Watt * 150-200% = 135 bis 180 Watt im Becken habe. Gute Reflektoren bringen das! Also etwa 0,75 bis 1 Watt pro Liter Beckenvolumen. Gegenüber der ersten Version ist das wahrscheinlich fast eine Verdoppelung der Beleuchtungsstärke.
Mit den Leuchtmitteln muss man experimentieren, ob spezielle Pflanzen-Röhren viel bringen oder sogar schlechter sind muss ich noch herausfinden. Habe zur Zeit "Day" und "Nature", also eine normale und eine spezielle Pflanzenröhre im Leuchtbalken. Das scheint ganz gut zu funktionieren, ich probiere aber demnächst nochmal 2x "Day" aus.
Die Lichtausbeute der Röhren nimmt mit der Zeit ab. Ich werde die Röhren mindestens einmal im Jahr tauschen.
Ohne gutes und ausreichendes Licht wachsen die Pflanzen schlecht. Wenn ich von anfang an zu wenig Licht im Becken habe, dann noch die Röhren jahrelang drin lasse .. meines Erachtens ist das dann kein Wunder wenn ich dann schlechtes Pflanzenwachstum habe.
Mein persönliches Fazit zum Thema Licht:
Licht kann man nicht genug haben. Ich versuche immer das Maximum an Beleuchtung für jedes Becken rauszuholen. Weiterhin verwende ich nur dimmbare Leuchtbalken. Dimmen kann man immer, falls die Leistung anfangs doch zu groß sein sollte. Hierbei achte ich auch nicht auf den Preis. Allerdings muss man zugeben sich das natürlich nicht jeder leisten kann.
Vermutung 2 - Bodengrund
Wie bereits im vorherigen Posts erwähnt, habe ich die allerbeste Erfahrung mit reinem, feinen (ca. 0,4-1 mm) Quarzsand ohne irgendwelche Zusätze gemacht. Meines erachtens sind die ganzen Bodengrunddünger, Sticks etc. nur Geldmacherei. Vielleicht gibt es wirklich Pflanzen die ohne eine spezielle Düngung direkt an der Wurzel schlecht wachsen.
Mir ist aus meiner bisherigen eigenen Erfahrung halt einfach keine bekannt. Was wiederum nicht heißt das es sie nicht gibt! Hab ja auch nicht alle Pflanzen der Welt gepflegt
Der meiner Meiunung nach entscheidende Vorteil von Quarzsand ist, dass abgestorbene Pflanzenteile, Kot, tote Tiere etc. nicht in den Bodengrund eindringen. Es bildet sich eine aktive, gut mit Sauerstoff versorgte Mulmschicht an vielen Stellen im Becken mit schwacher Strömung.
Diesen Mulm
will ich im Becken haben und belasse ihn auch extra im Becken.
Ich vermute das an diesen Stellen sogar die größte Abbauleistung an organischem Material im Becken vorhanden ist. Organisches Material wird unter Anwesenheit von Sauerstoff schnell abgebaut und mineralisiert. Diese "vorbereiteten" Nährstoffe gelangen durch Diffusion langsam in den Bodengrund und können dort von den Pflanzen leicht aufgenommen werden.
In einem Kiesboden fallen die organischen "Abfälle" in die Korn-Zwischenräume. Es kommt wenig Sauerstoff dran. Das Material kann anfangen zu faulen (was zwar theoretisch nicht sooo schlimmt ist, ich habe allerdings die Erfahrung gemacht das es die Pflanzen überhaupt nicht mögen in faulendem Bodengrund zu stehen und sogar eingehen können).
Ausserdem kommt hinzu, das man als Aquarianer vor seinem "versifften" Kies-Bodengrund steht und ihn natürlich reinigen will.... Dann wird eine Mulmglocke in den Bodengrund gesteckt, das ganze durcheinander gewirbelt, Pflanzenwurzeln beschädigt, die wiederrum faulen ....
Meiner Meinung nach sollten die Pflanzen möglichst (bis auf Gärtnerarbeiten natürlich) in Ruhe gelassen werden. Das schaffe ich nur mit Sandboden, da der nicht verschmutzen kann!
Weiterhin kann sich ein Sandboden nicht verdichten, er bleibt immer locker. Ein Kiesboden kann sich mit der Zeit durch Eintrag von organischen Stoffen, vorhandene kleinere Körner etc. verdichten - er wird zur sauerstoffarmen, mit organischem Material versetzten "Betondecke". Das dort kein gutes Wachstum vorhanden sein kann, leuchtet ein.
Mein persönliches Fazit zum Thema Bodengrund:
Etwas anderes als reiner Quarzsandboden kommt mir nie wieder ins Becken. Punkt. Aber jeder muss da seine eigenen Erfahrungen machen
(aber ich denke die Bilder sprechen für sich - es funktioniert hervorragend!)
Vermutung 3: Wasserchemie
Ich informiere mich vorher genauestens was für Ansprüche die Pflanzen haben und welche Wasserwerte ich ihnen vermutlich bieten kann. Das ganze vergleiche ich natülich mit meinem gewünschten Fischbesatz. Passt eine Pflanze überhaupt nicht dazu, kommt sie mir nicht ins Becken!
Ich schaue vor allem auf die Temperatur, pH, Wasserhärte, Licht, CO2, Bedarf an Eisen, Stickstoff, Phosphat, Empfindlichkeit gegen Bewuchs mit Algen, Empfindlichkeit gegen Pflegemaßnahmen, (eine schnellwachsende Pflanze die empfindlich auf zurückschneiden etc. reagiert packe ich natürlich nicht in ein kleines Becken wo ich jede Woche zurückschneiden müsste...), Bedarf an die Strömungsgeschwindigkeit (manche brauchen viel, andere weniger).
Ich verwende zum Wasserwechsel eine Mischung aus 40% Leitungswasser und 60% vollentsalztem Wasser. Dazu gebe ich noch Aquasafe und Mikro Basic Eisenvolldünger. Damit komme ich auf eine GH von 6 und eine KH von 3. Das ist der perfekte Kompromiss für alle AQ-Bewohner.
Ein Hinweis: Bei der Verwendung von Tetra ToruMin darauf achten das diese Mittel extrem Phosphathaltig ist. Ihr kommt bei der angegebenen Dosierung auf ~ 3 mg/l Phosphat im Becken! Vor allem in der Einlaufphase, wenn die Pflanzen noch nicht wachsen kann dies "tödlich" sein. Extremes Algenwachstum und schlecht wachsende Pflanzen sind die Folge!
Generell rate ich von diesem Produkt ab.
CO2-Düngung
Eine CO2-Düngung ist meines Erachtens für ein ausgezeichnetes Pflanzenwachstum notwendig. Meine Becken stelle ich auf einen CO2-Gehalt von 15 mg/l ein. Wichtig: mit der CO2 Düngung kann man natürlich auch den pH senken. Der richtige CO2 Gehalt für Pflanzen und Fische geht aber vor!
Ich empfehle folgende Vorgehensweise: CO2-Gehalt
VOR Einsatz von Fischen auf gewünschten Wert einstellen (z.B. 15 mg/l). Der resultierende pH-Wert ist das Maximum was ich mit der CO2-Düngung für den pH erreichen kann. Wird ein niedrigerer pH gewünscht, muss ich diesen durch Senkung der Wasserhärte erreichen (Entsalztes Wasser, Torffilterung etc.).
Bevor ich nicht die richtigen Wasserwerte eingestellt habe besetze ich die Becken niemals mit Fischen, da beim herumexperimentieren auch mal Konzentrationen erreicht werden die für Fische schädlich sind.
Mein persönliches Fazit zum Thema Wasserchemie:
Ich verwende viel Zeit und Geld um möglichst ideale Bedingungen für Pflanzen und Fische zu schaffen. Eine Vollentsalzer- oder Osmoseanlage ist meiner Meinung nach Pflicht bei hartem Leitungswasser. Ich empfehle jedem dringend auf die ganzen Mittelchen zur pH-Senkung, Torfextrakte, Algen-Ex usw. zu verzichten. Ein schönes Becken erhält man durch optimale Bedingungen für Tiere und Pflanzen, nicht durch Chemie. Im Gegenteil - diese Mittel führen meisten zur Verschlimmerung. Was wiederum zu Panikkäufen für weitere Mittelchen führt.
Ein schönes Geschäft für die ganzen Firmen ....
Viel Text geworden.. und dabei hab ich nur alles angerissen
Meinungen, sachliche Kritik und Hinweise, besonders auch eigene Erfahrungen und Tipps von euch interessieren mich immer! Man lernt nie aus ...
Text ist zur Diskussion freigegeben
Euer
BiT aka Christoph