Die unschöne Wahrheit über Wasserpflanzenzucht und -handel

Ich hatte heute eine längere und sehr interessante Unterhaltung mit einem Pflanzenzüchter aus Jena, der sich allerdings auf europäische Wasser- und Sumpfpflanzen für den Gartenbereich spezialisiert hat. Über die Zucht und den Handel mit Aquarienpflanzen konnte er einiges berichten, das mir so vorher nicht bewusst war. Ich schreibe mal einfach was drauf los, vielleicht könnt Ihr damit was anfangen.

Ausgangspunkt war meine Beobachtung, dass viele Pflanzen unmittelbar nach dem Einsetzen ins Aquarium geil werden. Ich hatte ein Bund Wasserfarn gekauft, der während der ersten 14 Tage täglich ca. 5 cm gewachsen ist, mehrfach gekürzt wurde. Klar hat das Vorteile: ein Einzelbündel kann man schnell als Wälchen anlegen, aber insgesamt ist dieses Verhalten doch recht merkwürdig. Der geilwuchs ließ dann nach und mittlerweile wächst die Pflanze deutlich langsamer, aber immer noch rasch. Aber es gibt auch viele Pflanzen, die unmittelbar nach dem einpflanzen schlichtweg eingehen oder verkümmern, obwohl sie doch optimale Bedingungen vorfinden. Die Ausfälle liegen damit deutlich über jenem Maß, das durch einfachen Umweltwechsel in eine ansonsten jedoch optimale Umwelt erklärbar wäre.

Nun wissen wir ja, dass die Zucht von Aquarienpflanzen in Deutschland allgemein zu teuer ist wegen der Energiekosten für Heizung und Beleuchtung und den saisonalen Schwankungen im natürlichen Licht, weshalb die meisten Pflanzen von weit her kommen. Das ansich ist nicht neu, allerdings dass die Aufzuchtbedingungen in z.B. Spanien oder asiatischen Ländern aus Kostengründen völlig anders sind als in einem Aquarium!

- Die Pflanzen werden unter natürlichem Licht, jedoch mit zusätzlich extrem hohen UV-Dosen aufgezogen und stellen ihren Stoffwechsel darauf ein. Hierauf nimmt der Züchter Rücksicht in der Zusammensetzung des Düngers, auf den sich die Pfalnzen ebenfalls einstellen. Nach dem Ankauf durch die Händler ins Aquarium verbracht, können sich viele Arten nicht schnell genug umstellen und bekommen Probleme: Verkümmern, stellen Wachstum ein oder werden geilwüchsig. Ähnlich wie Fische, die z.B. niedrige Temperaturen von 15° gut wegstecken würden, wenn man sie nur über Wochen schrittweiser langsamer Temperatursenkungen daran gewöhnt werden, könnten auch die Pflanzen den Übergang in eine weniger helle Umwelt wegstecken. Das ist bei den derzeitigen handelsüblichen Methoden und bei den Aquarianern nicht realisierbar.
- Man kenn den Lichthunger der Rasenbildner, Neuseelandgras, Nadelsimse usw. --> nicht etwa ein natürliches Bedürfnis, sondern von klein auf angewöhntes Lichtüberangebot. Fakt ist, dass kaum ein Aquarianer einen schnell und gesund wachsenden Rasen hat, obwohl die Pflanze bei entsprechender Gewöhnung auch mit gewöhnlicher Belechtung ausreichend wachsen würde.
- ca. 80% der Pflanzenarten werden '''nicht''' im Wasser, sondern in übersätigtem Wasserdampf gezogen, um Algenbewuchs zu vermindern, der bei der Bestrahlung natürlich rasend voranschreiten würde. Außerdem lässt Luft das Licht viel besser durch als Wasser. Die übrigen 20% stellen jene Arten, die von sich aus nicht aufrecht stehen würden, sondern schwimmen müssen.
- Die Pflanzen werden gleich in Steinwolle aufgezogen, um die Arbeit beim Portionieren zu sparen. Die Steinwolle schafft unter satter Luft ein optimale Bedingung und ist gut durchlüftet. Aber unter Wasser verbracht behindert sie die Zirkulation und führt zur Schädigung der Wurzeln, die bereits beim Händler um die Ecke schon angefault sind, bevor man es der Pflanze ansieht. Das Entfernen der Wolle ist außerdem mit Stress und kleinen Läsionen verbunden.

Holländische Pflanzenaquarien werden von Liebhabern vor allem mit teuren Pflanzen bestückt. Das bedeute unter den derzeitigen Produktionsbedingungen: (1) kaufen, (2) einpflanzen, (3) warten bis sie eingegangen sind, (4) wegwerfen und (1) neu kaufen usw..

Faktisch wäre es sinnvoller, ein Pflanzenaquarium mit Pflanzen einzurichten, die von anderen Aquarianern stammen, also bereits Monate oder Jahre in einem Aquarium gewachsen sind. Ich versuche es jetzt auf diese Weise.

Carl --~~~~
 
Hallo Carl!

Das meiste davon war mir bereits bekannt, aber eine Sache finde ich interessant:

Man kenn den Lichthunger der Rasenbildner, Neuseelandgras, Nadelsimse usw. --> nicht etwa ein natürliches Bedürfnis, sondern von klein auf angewöhntes Lichtüberangebot. Fakt ist, dass kaum ein Aquarianer einen schnell und gesund wachsenden Rasen hat, obwohl die Pflanze bei entsprechender Gewöhnung auch mit gewöhnlicher Belechtung ausreichend wachsen würde.

Ich glaube aber kaum, dass man Pflanzen so schnell an neue Lichtverhältnisse gewöhnen kann. Zumindest nicht so, dass sie auf einmal unter schwachem Licht nicht vergeilen. Gerade die von dir angesprochenen Bodendecker werden immer viel Licht brauchen, egal wie lange sie schon im Aquarium sind. Wenn das wirklich so sein sollte, dass Pflanzen von Aquarianern deutlich weniger Licht benötigen als Pflanzen aus dem Handel, dann liese sich damit ja jede Menge Kohle machen. ;) Also ich glaub da nicht dran.

Ich habe hier auch einige Pflanzen im Becken, die mittlerweile bestimmt schon 2 Jahre alt sind. Aber die Stecklinge der Stecklinge der Stecklinge der Stecklinge der Mutterpflanze wachsen noch genauso wie eh und je. ;) Dass da eine besondere Anpassung geschieht konnte ich nicht feststellen.
 
Hai zusammen...


Da ich von sowas nun überhaupt keine Ahnung habe, ist dieser Bericht sehr interressant. Wenn man nun mal im Handel Pflanzen holt bemerkt man bei so einiger Pflanze, das sie überhaupt nicht wachsen und eingehen. Da fragt man sich schon, ob das was Carl schreibt, doch irgendwo seine Richtigkeit hat. Fakt ist nun mal, das wenn man von anderen Aquarianer/rin Pflanzen bekommt, fast keine Ausfälle hat. Bei gleicher Pflanze im Geschäft, ist es nun mal anders.
Ich finde, das da wirklich irgendwas dran sein muss.
Toller Bericht.
 
Hallo Carl,
Das mit der emersen Zucht und der Umstellungsphase und so ist doch alles bekannt, also Wahrheit ist es, aber was ist daran unschön?
Meine Pflanzen hab ich eh alle aus übers Biete-Forum aus Privat-Aquarien. Einfach, weil's billiger ist.

Gruß Jolly
 
Hi,

ich habe eher den Eindruck, dass hier so einiges nicht richtig wieder gegeben wurde!

Warum sollte man denn nun "UV-Dosen" bei natürlicher Beleuchtung verabreichen?

Wie zieht man Aquarienpflanzen "in übersätigtem Wasserdampf"? Was ist das überhaupt?

Und was soll das: "Die Steinwolle schafft unter satter Luft ein optimale Bedingung und ist gut durchlüftet."

Alles in allem ein Text den ich eher schnell vergessen wissen wollte. :mrgreen:

Beste Grüße
Martin
 
Hallo,
CFT schrieb:
- Die Pflanzen werden unter natürlichem Licht, jedoch mit zusätzlich extrem hohen UV-Dosen aufgezogen und stellen ihren Stoffwechsel darauf ein.
welchen Stoffwechsel meinst du da genau? Und wo sitzen bei den Pflanzen UV aktive Pigmente, die z.B. bei der Photosynthese eine Rolle spielen?
Ähnlich wie Fische, die z.B. niedrige Temperaturen von 15° gut wegstecken würden, wenn man sie nur über Wochen schrittweiser langsamer Temperatursenkungen daran gewöhnt werden, könnten auch die Pflanzen den Übergang in eine weniger helle Umwelt wegstecken. Das ist bei den derzeitigen handelsüblichen Methoden und bei den Aquarianern nicht realisierbar.
Du hast schon recht, dass die Pflanze die Anzuchtbedingungen "speichert", die Pflanze lässt sich aber sehr gut und schnell an neue Bedingungen anpassen! Wenn du schreibst, dass die Pflanzen eingehen, dann haben sie eben bei dir nicht! die optimalen Bedingungen gefunden.
- ca. 80% der Pflanzenarten werden '''nicht''' im Wasser, sondern in übersätigtem Wasserdampf gezogen, um Algenbewuchs zu vermindern,
Das hat gar nicht so viel mit den Algen zu tun, sondern damit, dass viele Aquarienpflanzen eigentlich gar keine reinen Makrophyten sind!
Das Entfernen der Wolle ist außerdem mit Stress und kleinen Läsionen verbunden.
Und was ist daran schlimm? Ich schneide grundsätzlich Wurzeln stark zurück, um diesen Stress bei der Pflanze zu erreichen, der dazu führt, dass sich schnell neue Wurzeln und Blätter bilden.
 
Dral schrieb:
Ich habe hier auch einige Pflanzen im Becken, die mittlerweile bestimmt schon 2 Jahre alt sind. Aber die Stecklinge der Stecklinge der Stecklinge der Stecklinge der Mutterpflanze wachsen noch genauso wie eh und je. ;) Dass da eine besondere Anpassung geschieht konnte ich nicht feststellen.

Mach doch mal einen Test. Kauf die gleiche Pflanze noch einmal neu und schau mal nach, wie sie wächst. --~~~~
 
Hi,

für mich klingt das nach ziemlich viel Unsinn. Ich weiß ja nicht von wo du deine Pflanzen beziehst, dass du solche Erfahrungen gemacht hast, ich kann jedenfalls keiner deiner "Wahrheiten" zustimmen. Wenn eine Pflanze, von einigen bekannten Zicken mal abgesehen, nicht richtig wächst nach dem Einsetzen, stimmt etwas mit den Parametern nicht. Würden sie optimale Bedingungen vorfinden, würden sie auch wachsen.

Lichthunger bei Bodendeckern kommt für gewöhnlich daher, dass die Pflanzen im Habitat in sehr flachem Wasser in direktem Sonnenlicht wachsen. Das sind Luxwerte, die keine Aquarienbeleuchtung erreicht. Angezüchtet ist da m.M.n gar nichts.

Ich habe auch noch nie Pflanzen bekommen, deren Wurzeln in der Steinwolle vergammelt waren. Ebenfalls halte ich es wie Thomas, dass ich Wurzeln vor dem Einsetzen stark einkürze.

Ich betreibe selber ein Pflanzenstraklichtbecken und 90% der Pflanzen stammt aus Gärtnereikultur. Abgesehen von Ammania gracilis wuchs jede Pflanze exakt so, wie sie in der Literatur beschrieben wird. Eingehen tut da gar nix. Wenn die Pflanzen bei dir Reihenweise eingehen, was der letzte Satz in deinem ersten Post suggeriert, würde ich die Fehler eher in deinen Haltungsbedingungen suchen, anstatt bei den Gärtnereien.

Gruß
Lars
 
chain schrieb:
Hi,

für mich klingt das nach ziemlich viel Unsinn. Ich weiß ja nicht von wo du deine Pflanzen beziehst, dass du solche Erfahrungen gemacht hast, ich kann jedenfalls keiner deiner "Wahrheiten" zustimmen.

Hallo Chain,

also Dral beispielsweise war das alles auch bekannt. Auch wenn er andere Erfahrungen mit dem Wuchs der pflanzen gemacht hat.

chain schrieb:
Lichthunger bei Bodendeckern kommt für gewöhnlich daher, dass die Pflanzen im Habitat in sehr flachem Wasser in direktem Sonnenlicht wachsen. Das sind Luxwerte, die keine Aquarienbeleuchtung erreicht. Angezüchtet ist da m.M.n gar nichts.

Natürlich nicht angezüchtet, sondern angewöhnt. Die Pflanzen haben verschiedene Modi im Stoffwechsel und stellen sich bei hoher Verfügbarkeit von Licht auf einen um, der eben mit mehr Licht auskommt. Der Punkt ist, dass viele Pflanzen nicht ohne weiteres zurück in einen anderen Modus können, es dauert lange Zeit. In der Natur sinkt die Lichtintensität schrittweise über Monate, beim Aquarium sinkt sie schlagartig.

Nehmen wir mal Nadelsimse. Wenn sie beim Züchter so langsam wachsen würde wie im Aquarium, könnte er sie nie vermehren. Er setzt deshalb auf sehr helle Beleuchtung und sie wächst sehr schnell. Sobald das Licht fehlt, fällt sie in einen monatelangen "Winterschlaf" und wartet darauf, dass sich die ursprünglichen Lichtverhältnisse wieder herstellen ... wie in der Natur ja saisonal bedingt. Das passiert aber nicht.

Sie beginnt also seeehr langsam, neue Ableger von unten durch zu schieben, die allein dann schneller wachsen, weil sie die Bedingungen beim Züchter nicht kennen und deshalb von vorn herein einen ökonomischeren Modus nehmen. Erst wenn diese Triebe die Oberhand gewinnen, beginnt der Rasen zu wachsen und sich zu verbreitern, bis dahin ist aber oft schon ein halbes bis ein Jahr vergangen.

Mal ganz ehrlich: Hast Du schon mal eine Nadelsimse gekauft, die schneller was geworden ist? Das maximale was schneller eintreten kann ist Geilwuchs, aber da werden die Sprossen einfach nur länger.

Ich will Dich nicht enttäuschen, aber sei mal ganz ehrlich! Welche Erfahrungen hast Du mit neuen Pflanzen aus Asien oder Polen gemacht?

chain schrieb:
Ich betreibe selber ein Pflanzenstraklichtbecken und 90% der Pflanzen stammt aus Gärtnereikultur. Abgesehen von Ammania gracilis wuchs jede Pflanze exakt so, wie sie in der Literatur beschrieben wird. Eingehen tut da gar nix. Wenn die Pflanzen bei dir Reihenweise eingehen, was der letzte Satz in deinem ersten Post suggeriert, würde ich die Fehler eher in deinen Haltungsbedingungen suchen, anstatt bei den Gärtnereien.

Na wenn es so ist, Lars, dann hast Du diese starken Lichtbedingungen. Ist doch klar, dass auf Dich das Thema dann nicht zutrifft! :)

Carl --~~~~
 
Martin Krüger schrieb:
Warum sollte man denn nun "UV-Dosen" bei natürlicher Beleuchtung verabreichen?

Das ist eine Frage der spektralen Zusammensetzung. Die halten bei natürlichen Umwelttemperaturen, z.B. 30° C unter Glas bei bei maximaler natürlicher Beleuchtung, setzen aber je nach Pflanzenart noch bestimmte UV-Mengen zu. Da kommen Zeitschaltuhren und Neonröhren zum Einsatz. Es wird genau so viel zugesetzt, dass die Pflanze den Stoffwechsel auf maximales Wachstum ausrichtet. Also beispielsweise nicht auf biochemische Stabilität oder ökonomischen Umgang mit den Ressourcen. Es gibt ja für jede Strategie ein Optimum.

Martin Krüger schrieb:
Wie zieht man Aquarienpflanzen "in übersätigtem Wasserdampf"? Was ist das überhaupt?

Die Pflanzen stehen in ihren Steinwolle-Hütchen in warmer feuchter Luft.

Weil jene Menge an Wasser, die sich in Luft löst, temperaturabhängig ist, kann z.B. 100% gesättigte Luft mit 32°C eingeblasen werden und kühlt dann z.B. auf 30°C herunter. Dadurch fällt Wasser aus und bildet einen hauchdünnen Feuchtigkeitsfilm um die Halme. Die Pflanze wähnt sich unter Wasser. Algen können so nicht wachsen. Die Spektralanteile des Lichts werden anders aufgenommen als später unter Wasser, weil die Herausfilterung von Wellenlängen durch Wasser ebenfalls frequenzabhängig ist. Die Pflanze hat hier eine völlig andere Umwelt, die auf maximales Wachstum bei verschwenderischer Verfügbarkeit von Licht ausgerichtet ist.

Martin Krüger schrieb:
Und was soll das: "Die Steinwolle schafft unter satter Luft ein optimale Bedingung und ist gut durchlüftet."

Die Pflanze steht also in der Steinwolle an der Luft. Oder sie ist auf Aluminiumgitter kultiviert.

Im Wasser, das in der Steinwolle oder am Gitter ist, ist viel Atmosphäre enthalten, Co2 und O2.

Wenn die Pflanze jetzt unter Wasser kommt, kommen andere Bedingungen an den Wurzeln, an die die Pflanze nicht angepasst ist.

Martin Krüger schrieb:
Alles in allem ein Text den ich eher schnell vergessen wissen wollte. :mrgreen:

Wenn Du diesen aggressiven Satz gleich am Anfang geschrieben hättest, hätte ich mir die Antwort ersparen können. Mach das bitte demnächst.

Carl --~~~~
 
Thomas Schmidt schrieb:
welchen Stoffwechsel meinst du da genau? Und wo sitzen bei den Pflanzen UV aktive Pigmente, die z.B. bei der Photosynthese eine Rolle spielen?

Pflanzen besitzen Chloroplasten, das sind (ähnlich wie Mitochondrien) aus Symbionten hervor gegangene Organe für Photosynthese. Chloroplasten arbeiten mit dem Zellstoffwechsel zusammen und stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein. So gibt es für Lichtausbeute, sämtliche Nährstoffe, aber auch Wuchsformen oder Stabilität gegenüber Krankheitserregern usw. jeweils andere Optima. Die Pflanze pegelt den Metabolismus so ein, dass sie davon den größten Nutzen hat. Manche Pflanzen gehen auf Nummer sicher und behalten diese Einstellung sehr lange bei, andere stellen schneller um und versuchen zu "flüchten", wie beim Geilwuchs oder beim Not-Treiben.

Not-Triebe sind das, was die anderen meinen, wenn sie "Wurzeln weg kürzen". Manche Pflanzen treiben wie verrückt frische Triebe oder Wurzeln, wenn sie merken, dass das Licht weg bleibt. Sie verhalten sich so wie wenn plötzlich Winter wird und nur der überlebt, der möglichst viel Masseanteil im Boden hat.

Du hast schon recht, dass die Pflanze die Anzuchtbedingungen "speichert", die Pflanze lässt sich aber sehr gut und schnell an neue Bedingungen anpassen! Wenn du schreibst, dass die Pflanzen eingehen, dann haben sie eben bei dir nicht! die optimalen Bedingungen gefunden.

Das dachte ich auch immer, dass es an meinen Bedingungen liegt. Aber offenbar geht es vielen Aquarianern so und sogar ein professioneller Gärtner meint das.

Und was ist daran schlimm? Ich schneide grundsätzlich Wurzeln stark zurück, um diesen Stress bei der Pflanze zu erreichen, der dazu führt, dass sich schnell neue Wurzeln und Blätter bilden.

Es geht nicht darum, human zu Pflanze zu sein. Namentlich die Bildung eines hübschen Rasens kann man so jedenfalls nicht erreichen. Man muss einfach die unnatürlich hohe Lichtmenge zusetzen, die sie vom Züchter her gewöhnt sind.

Wusstest Du übrigens, dass viele Aquarientiere bei der Bestrahlung mit UV-Licht erblinden? Das ist genau der selbe Mechanismus wie wenn man sich ohne Brille unter das Solarium legt.

Carl --~~~~
 

Thrain

Mitglied
Hi,
Pflanzen besitzen Chloroplasten, das sind (ähnlich wie Mitochondrien) aus Symbionten hervor gegangene Organe für Photosynthese. Chloroplasten arbeiten mit dem Zellstoffwechsel zusammen und stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein.
Tschuldige, aber hierfür möchte ich bitte eine Quellenangabe. Du verfriemelst und verwurschtelst Fachbegriffe, dass es schmerzt. Was sind deine ominösen "Umweltbedingungen"?
Pflanzen besitzen Chloroplasten, das sind (ähnlich wie Mitochondrien) aus Symbionten hervor gegangen
Nicht ähnlich wie, sondern, insofern die Endosymbionentheorie zutrifft, genau wie Mitochondrien.
Nein, Organellen.
stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein
Nein, sie arbeiten oder arbeiten nicht - das hängt vom Licht und vom Wasser ab.

UV-Licht ist nebenbei für die Photosynthese, also die Grundlage des pflanzlichen Stoffwechsels, fast egal.
Die Optima der beiden Chlorophylle liegen bei etwa 450nm und 650nm (Chlorophyll a) sowie bei etwa 470nm und 700nm (Chorophyll b).
Hohe UV-Strahlung ist nebenbei - auch für Pflanzen - alles andere als gesund.
Hast du hier Werte?
MfG Thrain
 
Thrain schrieb:
Hi,
Pflanzen besitzen Chloroplasten, das sind (ähnlich wie Mitochondrien) aus Symbionten hervor gegangene Organe für Photosynthese. Chloroplasten arbeiten mit dem Zellstoffwechsel zusammen und stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein.
Tschuldige, aber hierfür möchte ich bitte eine Quellenangabe. Du verfriemelst und verwurschtelst Fachbegriffe, dass es schmerzt. Was sind deine ominösen "Umweltbedingungen"?

Wofür genau möchtest Du eine Quellenangabe? Umweltbedingungen sind - wie oben genannt - beispielsweise Lichtintensität, ~zusammensetzung, relative und absolute Luftfeuchte, Nährstoffmenge und ~zusammensetzung usw..

Na ja, für ein einfaches Forum erscheint mir diese "wurschtelige" Erklärung schon ausreichend, wie ich meine. Wir sind ja hier nicht im Artikelnamensraum und sollten die Sache nicht übertreiben. :)

Nicht ähnlich wie, sondern, insofern die Endosymbionentheorie zutrifft, genau wie Mitochondrien.

Nicht genau wie Mitochondrien. Da gibt es erhebliche Unterschiede. Aber sag mal, wenn Du das weißt, wieso fragst Du dann?

Nein, Organellen.

Kleine Organe eben, die eine Rolle im Stoffwechsel spielen.

stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein
Nein, sie arbeiten oder arbeiten nicht - das hängt vom Licht und vom Wasser ab.

Und von weiteren Faktoren, denn sie schweben ja nicht steuerungslos im leeren Raum, sondern sind in den Stoffwechsel eingebunden. Auch ihre Zahl ist entscheidend. Man kann hier mit Zugabe von Substanzen einiges verändern. Möchtest du wissen, welche Substanzen das sind?

UV-Licht ist nebenbei für die Photosynthese, also die Grundlage des pflanzlichen Stoffwechsels, fast egal.
Die Optima der beiden Chlorophylle liegen bei etwa 450nm und 650nm (Chlorophyll a) sowie bei etwa 470nm und 700nm (Chorophyll b).

Ich habe mich mit diesem Gärtner unterhalten und der arbeitet wie seine Kollegen vor allem nach Versuch-und-Irrtum. D.h. es wird so lange mit den Bedingungen herum probiert, bis der Zuwachs nicht mehr steigt. Es sind eben keine Wissenschaftler, sondern "Handwerker". Die sind bodenständig und haben ihre "Hausmittelchen".

Sein Freund wohne seit vielen Jahren auf einer kanarischen Insel und unterhalte dort eine Zuchtanlage für Wasserpflanzen. Die Pflanzen werden in der oben beschriebenen Weise gezogen, dreimal die Woche zu Sendungen zusammen gestellt, mit speziellem Transportwasser versetzt und per Flieger zu den Großhandelshöfen in Deutschland geschickt. Dort kämen sie nach nur 24 Stunden an, werden zu Lieferungen zusammen gestellt und erreichen nach weiteren 24 Stunden die Aquarienläden.

Hohe UV-Strahlung ist nebenbei - auch für Pflanzen - alles andere als gesund.
Hast du hier Werte?

Würde mich auch interessieren, aber das sind, wie gesagt, wohl eher Erfahrungswerte. Wahrscheinlich ist die Sache komplizierter, denn es kommen weitere Faktoren wie Nährstoffversorgung dazu. Gibst du einen bestimmten Dünger, verstoffwechseln sie besser mit diesem oder jenem Licht. Die Beleuchtung bleibt wahrscheinlich auch nicht über alle Zeiträume konstant, sondern wird gewechselt. Den Strom erhält er durch normale Solarzellen, die das Lichtspektrum umwandeln und gezielt zudosieren können.

Fakt ist, dass die Pflanzen bei den Produzenten unter ganz anderen Bedingungen gezogen werden als im Aquarium. deshalb geht so viel von dem Zeug bald nach dem Kauf ein.

Übrigens gefällt mir der aggressive Unterton hier nicht. Man gewinnt nicht gerade den Eindruck, als wäre man hier auf einer Hobby- und Interessante-schöne-Dinge-Seite. :) Bleibt mal locker, Leute!
Carl --~~~~
 
Servus Carl
CFT schrieb:
Gibst Du einen bestimmten Dünger, verstoffwechseln sie besser mit diesem oder jenem Licht. Die Beleuchtung bleibt wahrscheinlich auch nicht über alle Zeiträume konstant, sondern wird gewechselt.
das ist mir jetzt aber neu. Man kann durch Dünger die Absorptionsspektren ändern?

Interessiert, Markus
 
MarkusL schrieb:
Servus Carl
CFT schrieb:
Gibst Du einen bestimmten Dünger, verstoffwechseln sie besser mit diesem oder jenem Licht. Die Beleuchtung bleibt wahrscheinlich auch nicht über alle Zeiträume konstant, sondern wird gewechselt.
das ist mir jetzt aber neu. Man kann durch Dünger die Absorptionsspektren ändern?

Interessiert, Markus

Hallo Markus. Wie er es gesagt hat, sei der Zuwachs nicht nur von Licht oder Dünger abhängig, sondern auch von der Kombination von Beidem. Es soll unter bestimmten Kombinationen mehr wachsen als unter anderen. Vielleicht ist es auch nur sein subjektiver Eindruck. Aber er kann die Anlage genau ansteuern und offenbar ist sein Rasen beispielsweise eine Woche eher versandfähig, wenn er es so einstellt. Es kann auch sein dasss er noch was anderes mit rein kippt, Hormone oder sowas.

Carl --~~~~
 

Thrain

Mitglied
Hi,
Übrigens gefällt mir der aggressive Unterton hier nicht. Man gewinnt nicht gerade den Eindruck, als wäre man hier auf einer Hobby- und Interessante-schöne-Dinge-Seite. Bleibt mal locker, Leute!
Entschuldige, unfreundlich wollte ich nicht klingen.
Allerdings kommst du mit einer Geschichte daher, die dir jemand erzählt hat, der jemanden kennt, der nach dem Try-and-errow-Prinzip eventuell erfunden wurde.
Deine ganze Argumentation spielt sich jensetis von (messbaren) Fakten auf der "Ich hab da mal was gehört"-Ebene ab.
Na ja, für ein einfaches Forum erscheint mir diese "wurschtelige" Erklärung schon ausreichend, wie ich meine.
Nein, wenn du etwas sagst, dann bitte so, dass es stichhaltig ist oder nicht. Mit halben Sachen kann niemand etwas - auch nicht im Hobby - anfangen.
Da gibt es erhebliche Unterschiede.
Wo soll da der massive Unterschied sein? Beides waren mal Einzeller, die von anderen Einzellern umflossen wurden. Beide haben DNS-Reste. Beide haben eine Doppelmembran.
Nein, das ist biologisch falsch. Ein Organ besteht aus Zellen. Eine Zelleorganelle ist ein Teil der Zelle, der logischerweise nicht aus Zellen besteht.
Und von weiteren Faktoren, denn sie schweben ja nicht steuerungslos im leeren Raum, sondern sind in den Stoffwechsel eingebunden.
Sie schwimmen steuerungslos im Zellplasma rum. Sie sind nicht in den Stoffwechsel eingebunden, der Stoffwechsel hat sich um sie herumentwickelt. Es ist niemand hergegangen und hat gesagt: "Schaun wir mal, was wir mit so' nem coolen Chloroplasten alles machen können."
Man kann hier mit Zugabe von Substanzen einiges verändern.
Da wüsste ich durchaus gerne, welche Substanzen. Nach meinem Wissen sind für die Photosynthese Licht, H2O und CO2 nötig. That's it.
Gibst du einen bestimmten Dünger, verstoffwechseln sie besser mit diesem oder jenem Licht.
Und das ist, wie Markus schon sagte, schlicht falsch. Bei der Photosynthese kommts auf die oben genannten Dinge an.
Fakt ist, dass die Pflanzen bei den Produzenten unter ganz anderen Bedingungen gezogen werden als im Aquarium.
Das ist tatsächlich Fakt, bedenkt man, dass die allermeisten Aquarienpflanzen in der Natur zumindest zeitweise emers wachsen.
deshalb geht so viel von dem Zeug bald nach dem Kauf ein.
Das hat nichts, wie Thomas schon sagte, mit der Zucht außerhalb des Wassers zu tun :roll:
MfG Thrain

EDIT:
Oben hast du noch von der Photosynthese, nicht vom Zuwachs gesprochen und davon, wie Chloroplasten unter Dünger anders drauf sind :roll: Der Zuwachs ist natürlich vom Dünger abhängig.
 
A

Anonymous

Guest
Hallo,

CFT schrieb:
Pflanzen besitzen Chloroplasten, das sind (ähnlich wie Mitochondrien) aus Symbionten hervor gegangene Organe für Photosynthese. Chloroplasten arbeiten mit dem Zellstoffwechsel zusammen und stellen ihre Arbeitsweise auf die verfügbaren Umweltbedinungen ein. So gibt es für Lichtausbeute, sämtliche Nährstoffe, aber auch Wuchsformen oder Stabilität gegenüber Krankheitserregern usw. jeweils andere Optima. Die Pflanze pegelt den Metabolismus so ein, dass sie davon den größten Nutzen hat. Manche Pflanzen gehen auf Nummer sicher und behalten diese Einstellung sehr lange bei, andere stellen schneller um und versuchen zu "flüchten", wie beim Geilwuchs oder beim Not-Treiben.
Dieses verschwurbelten, pseudo-wissenschaftlichen Zeilen sind keine Antwort auf Thomas' Frage, wo denn bei den Pflanzen die UV-aktiven Pigmente säßen, die z.B. bei der Photosynthese eine Rolle spielten.

Aber ich klär Dich mal auf: Die UV-aktiven Photorezeptoren besitzt die Pflanze einzig zu dem Zweck, die Bildung von UV-Schutzpigmenten zu stimulieren. Mit dem Stoffwechel der Pflanze haben sie nichts zu tun. Und deshalb ist es auch absoluter Unsinn, Aquarienpflanzen in der Gärtnerei mit UV-Strahlung zu beaufschlagen. Es bringt nix, außer daß die Pflanzen Farbe bekommen.

Wusstest Du übrigens, dass viele Aquarientiere bei der Bestrahlung mit UV-Licht erblinden?
Wusstest Du übrigens, daß UV-Strahlung kein Licht ist?

Daß Aquarienpflanzen überwiegendst in hydroponischen Kulturen mit Nährstofflösungskonzentrationen aufgezogen werden, bei denen Aquarianer Tränen in den Augen bekommen, ist wohl sattsamst bekannt. Nur Dir nicht, aber das spielt keine Rolle. Und daß die Pflanzen vom Händler bei Dir eingehen, liegt wohl an den unpassenden Bedingungen bei Dir. Ich hole mir ab und zu für lau Pflanzen aus dem Händlerbecken, auf die mein Händler keinen Pfifferling mehr wetten würde, in so schlechtem Zustand sind sie. Und die päpple ich dann bei mir wieder auf. Geht prima!

Viele Grüße
Robert
 
Moin,

CFT schrieb:
chain schrieb:
Lichthunger bei Bodendeckern kommt für gewöhnlich daher, dass die Pflanzen im Habitat in sehr flachem Wasser in direktem Sonnenlicht wachsen. Das sind Luxwerte, die keine Aquarienbeleuchtung erreicht. Angezüchtet ist da m.M.n gar nichts.

Natürlich nicht angezüchtet, sondern angewöhnt. Die Pflanzen haben verschiedene Modi im Stoffwechsel und stellen sich bei hoher Verfügbarkeit von Licht auf einen um, der eben mit mehr Licht auskommt. Der Punkt ist, dass viele Pflanzen nicht ohne weiteres zurück in einen anderen Modus können, es dauert lange Zeit. In der Natur sinkt die Lichtintensität schrittweise über Monate, beim Aquarium sinkt sie schlagartig.

Diese Pflanzen wachsen im Habitat bei Lichtstärken weit über 100.000 Lux. Wie kommst du darauf, dass diese Pflanzen sich an eine popelige Aquarienbeleuchtung gewöhnen lassen? Wenn die bei dir oder anderen Aquarianern nicht wachsen, dann schlicht und ergreifend deshalb, weil zu wenig Licht geboten wird. In meinem Starklichtbecken komme ich gerade auf knapp 12.000 Lux. So viel Licht bekommen die Pflanzen in tropischen Gewässern morgen um sechs schon.

CFT schrieb:
Mal ganz ehrlich: Hast Du schon mal eine Nadelsimse gekauft, die schneller was geworden ist? Das maximale was schneller eintreten kann ist Geilwuchs, aber da werden die Sprossen einfach nur länger.

Ich will Dich nicht enttäuschen, aber sei mal ganz ehrlich! Welche Erfahrungen hast Du mit neuen Pflanzen aus Asien oder Polen gemacht?

Die Nadelsimse die ich vor ca. einem Jahr gepflegt habe, hat eine Woche nach dem Einsetzen Ausläufer gebildet. Innerhalb von einem Monat hatte ich die Menge von einem Topf auf ca. 6-8 Töpfe vermehrt. Mir ist unklar, inwiefern eine Rasenpflanze vergeilen sollte, bei mir wuchs sie jedenfalls sehr gesund. Da ich noch nie Pflanzen aus Polen oder Asien gekauft habe, kann ich dazu nicht sagen.

CFT schrieb:
chain schrieb:
Ich betreibe selber ein Pflanzenstraklichtbecken und 90% der Pflanzen stammt aus Gärtnereikultur. Abgesehen von Ammania gracilis wuchs jede Pflanze exakt so, wie sie in der Literatur beschrieben wird. Eingehen tut da gar nix. Wenn die Pflanzen bei dir Reihenweise eingehen, was der letzte Satz in deinem ersten Post suggeriert, würde ich die Fehler eher in deinen Haltungsbedingungen suchen, anstatt bei den Gärtnereien.

Na wenn es so ist, Lars, dann hast Du diese starken Lichtbedingungen. Ist doch klar, dass auf Dich das Thema dann nicht zutrifft! :)

Du hast geschrieben, dass Betreiber von Hollandbecken im Prinzip nur die Möglichkeit bleibt, Pflanzen zu kaufen, einzusetzen und zu warten bis sie vergammelt sind. Deswegen mein Einwand, da ich eben selber so ein Becken betreibe und diese Probleme nicht habe. Ich habe, von der Ammania gracilis abgesehen, keine Pflanze verloren.

Gruß
Lars
 
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