Artgerechte Haltung und die Bedeutung der Wasserwerte

Hallo Zusammen,

da ich gestern einen ausgedehnten Disput mit einem befreundeten Aquarianer hatte, wollte ich das Thema auch hiermal in die Runde werfen. Finde es interessant zu hören was Leute dazu sagen, die seit mehreren Jahren intensiv Aquaristik betreiben.
Es ging bei unserem Disput darum, was 'Artgerechte Haltung' überhaupt bedeutet und wie wichtig dabei die Wasserwerte sind. Ich bin der Meinung, dass ein Fisch artgerecht gepfelgt wird, wenn
(1) er seinen natürlichen Bewegungsablauf ausleben kann,
(2) das Tier sein Sozialverhalten ausleben kann,
(3) das Tier ausreichend ernährt ist,
(4) der Fisch sich Fortpflanzt, oder es zumindest versucht.
(5) das Tier mindestens sein natürliches Lebensalter erreicht.

Wenn diese Punkte erfüllt sind, wird ein Fisch artgerecht gepflegt, meiner Meinung nach. Dabei spielt es meiner Meinung nach keine Rolle, ob die Wasserwerte die gleichen sind, wie in den natürlichen Habitaten. Mein Diskussionspartner sah das freilich anders. Wenn die Wasserwerte abweichen, so seine Ansicht, wird der Fisch nicht artgerecht gehalten. Darauf gekommen sind wir, weil ich A. cacatuoides in normalem mittelharten Leitungswasser pflege, wobei das Pärchen alle oben genannte Punkte erfüllt.
Wie seht ihr das, kann man oder sollte man die artgerechte Haltung so stark an den Wasserwerten festmachen?
 

Mudskipper

Mitglied
Felix86 schrieb:
Ich bin der Meinung, dass ein Fisch artgerecht gepfelgt wird, wenn
(1) er seinen natürlichen Bewegungsablauf ausleben kann,
(2) das Tier sein Sozialverhalten ausleben kann,
(3) das Tier ausreichend ernährt ist,
(4) der Fisch sich Fortpflanzt, oder es zumindest versucht.
(5) das Tier mindestens sein natürliches Lebensalter erreicht.

1.Nein, viele Fische wandern auch über Kilometer in ihren Habitaten, müssen das aber nicht zwingend haben, außer der Drang ist extrem ausgeprägt.
2.Im Großen und Ganzen ja.
3.Ja bzw. der Fisch sollte gut ernährt werden, sonst wird es meist mit Punkt 4. nix.
4.Ja
5.Sehr schlecht einzuschätzen. Viele tropische Fische werden in ihren Habitaten kaum 1-2 Jahre alt. Einzeln gehaltene Fische werden oft viel älter, als Fische, die Vermehrungs und Artgenossendruck ausgesetzt sind, trotzdem werden Letztere besser gehalten.

Wenn die Wasserwerte abweichen, so seine Ansicht, wird der Fisch nicht artgerecht gehalten. Darauf gekommen sind wir, weil ich A. cacatuoides in normalem mittelharten Leitungswasser pflege, wobei das Pärchen alle oben genannte Punkte erfüllt.

So lange ein Fisch in dem Wasser sich normal verhält und frisst, sind die Wasserwerte egal. Oft werden Fische, die man nur in explizit weichen/sauren Wasser nachziehen kann in härterem Wasser aufgezogen oder auch gehalten um dann nur zur Zucht in weiches Wasser gesetzt zu werden.
Das ist dem Fisch erst mal egal, so lange er wie gesagt sich normal verhält.

Wasserhygiene,Temperatur, Futter, u.U. Einrichtung sind Parameter, die leider öfter vergessen werden.

lg
 
Moin.

Klar sind diese Punkte sehr sehr allgemein gehalten und nicht auf jeden Fisch anwendbar. Es sind mehr meine privaten Überlegungen, wie ich Fische pflegen möchte. Klar, dass man nicht alle Punkte zu 100 Prozent erfüllen kann.

Die von dir genannten Parameter ("Wasserhygiene,Temperatur, Futter, u.U. Einrichtung") finde ich auch wichtiger als GH, KH, pH und Co. Wobei man das auch nicht wieder auf jeden Fisch übertragen kann.

Finde es aber mal ganz interessant zu hören, was andere dazu sagen und welche Meinung sie dazu haben.
 
Felix86 schrieb:
den Text von Olaf kenne ich. Sehr informativ und interessant!
... und ich denke, dass da eigentlich alles Relevante drin steht. Ganz zentraler Aspekt ist immer, ob man Fische nur pflegen oder auch vermehren will. Das kann bei viele Tieren massive Unterschiede bzgl Wasser, Futter, Gesellschaft, Beckengestaltung und auch Beckengröße ausmachen.
 
Felix86 schrieb:
Trotzdem kann man ja nochmal drüber reden :wink:
ja. Würde aber unter Berücksichtigung, dass da so viele Fische völlig unterschiedliche ticken, und innerhalb einer Gattung/Art auch wieder starke Unterschiede zu beobachten sind, ewig dauern. "Artgerecht" ist nur mal weit dehnbar, und man muss es auch weit dehnen um damit alle relevanten Fische zu umspannen.
Mein Fazit für das Thema: kommt drauf an!
 
Moin,

ich mache es mir in letzter Zeit sehr einfach mit Leuten die meinen Wasserwerte wären für eine artgerechte Haltung wichtig.

In den meisten Fällen dreht es sich darum, dass Tiere aus Weichwasser in härterem Wasser gehalten werden.
Besitzt der Diskussionspartner, der auf QWeichwasser pocht, keine UOA oder VEA kann er gleich einpacken, da alle deutschen Leitungswasser härter sind als die Weichwässer der angesprochenen Tiere.

Meine Tabelle für Weichwässer:
KH 0 = weich
KH 1 = mittelhart
KH 2 = hart
KH > 2 = Beton

Auf der Grundlage kann man dann zumindest mal diskutieren.
Alles andere ist nur Phrasendrescherei.

Beste Grüße
Martin
 
Hallo Frank

FKS schrieb:
Ganz zentraler Aspekt ist immer, ob man Fische nur pflegen oder auch vermehren will.
Ob? Siehst du es nicht generell als einen zentralen Aspekt der artgerechten Haltung den Fischen die Fortpflanzung zu ermöglichen?


Grüße
Niels
 
Fallout schrieb:
Ob? Siehst du es nicht generell als einen zentralen Aspekt der artgerechten Haltung den Fischen die Fortpflanzung zu ermöglichen?
ja. Für mich ist (gesunde, artgerechte) Aquaristik = Nachzuchtbemühung. Aber ich habe gelernt zu verstehen (!), dass nicht jeder so denkt...
 
Das sehe ich auch so.
Nachzuchtbemühung
Treffender Begriff.
Man schafft es nicht immer eine Art bis zum Ende ihrer Lebensperiode nachzuziehen. Hier ist aber auch in meinen Augen die Kopfsache entscheidener, d.h. überhaupt den Willen zu zeigen "artgerechte Bedingungen" (halte ich jetzt absichtlich allgemein) zu schaffen und Fehlschläge als Lerneffekt für die Zukunft zu verarbeiten.

Wenn ich mich in der Szene mal so umschaue scheint aber bereits das mit der Kopfsache die höchste Bürde von allen zu sein. Von artgerechter Haltung und co. möchte man da noch garnicht reden...


Grüße
Niels
 

Mudskipper

Mitglied
Fallout schrieb:
Wenn ich mich in der Szene mal so umschaue scheint aber bereits das mit der Kopfsache die höchste Bürde von allen zu sein. Von artgerechter Haltung und co. möchte man da noch garnicht reden...

Moin,

in der Aquaristik geht es zum größten Teil und reine Verbrauchs und Zieraquaristik.
Das sage ich völlig wertfrei, Jeder wie er meint. Ich selbst habe Jahrelang ausschliesslich Zieraquaristik betrieben.
Aber die, die sich angesprochen fühlen, müssen das schon aushalten , dass sie lesen "ich bin ein Verbrauchsaquarianer".

lg
 
Fallout schrieb:
Treffender Begriff.
eben. Ich kann ja auch zB einen Salmler so halten, dass er laicht (und daraus auch was werden würde), nur kommt in dem Becken nichts hoch bzw. ist das Becken nicht dazu geeignet den Laich rechtzeitig zu separieren. Auch das ist in meinen Augen ok, da die Tiere ja immer noch zum "Zuge" kommen, und darum geht es.

Aber die, die sich angesprochen fühlen, müssen das schon aushalten , dass sie lesen "ich bin ein Verbrauchsaquarianer".
allerdings!
 
Ja, korrekt. Ein Fisch vermehrt sich nicht wenn die Bedingungen nicht passen. Zum Glück ist die Spannbreite an Ansprüchen bzgl. der Fortpflanzung bei den verfügbaren Fischen sehr breit, so dass jeder mal "ran" darf (zB Guppy...).
 
Hallo Frank.
FKS schrieb:
Ja, korrekt. Ein Fisch vermehrt sich nicht wenn die Bedingungen nicht passen.
Wobei hier auch schon wieder die Wasserwerte ins Spiel kommen. Manch Fisch vermehrt sich nun mal nur, wenn die Wasserwerte denen aus seinem Heimatbiotop einigermaßen gleichen. Also gehören die "richtigen" Wasserwerte zur artgerechten Haltung, zumindest bei einigen Fischen.
 
Felix86 schrieb:
Also gehören die "richtigen" Wasserwerte zur artgerechten Haltung, zumindest bei einigen Fischen.
bei mir sowieso. Ich handhabe das so wie Martin. Weichwasserarten schwimmen auch in weichem Wasser (Achtung: pH ist noch mal ne andere Schiene!). Aber auch hier muss man differenzieren, denn es gibt durchaus Arten, die sich auch in weniger weichem Leitungswasser problemlos vermehren (lassen). Meistens sind das etablierte Aquarienstämme.
 
Moin.

Also wenn man die erfolgreiche Fortpflanzung als Maßstab nimmt, können auch Weichwasserfische in hartem Wasser artgereicht gepflegt werden, wenn sie sich dort Fortpflanzen?
 
Felix86 schrieb:
Also gehören die "richtigen" Wasserwerte zur artgerechten Haltung
So kann man das durchaus sagen. Nur das mit dem Heimatbiotop würde ich bei solch allgemeinen Diskussionen aus dem Spiel lassen. Denn oft ist es eben so, dass die Wasserwerte mit denen im Heimatbiotop nicht viel gemeinsam haben und trotzdem wird abgelaicht. Nur gibt es je nachdem keine überlebensfähigen Larven.
Da kommt auch der Begriff Keimdichte ins Spiel. Wenn von Wasserwerten in Verbindung mit Vermehrung geredet wird, ist das eigentlich mittlerweile das erste woran ich denke.


Grüße
Niels
 
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