Hallihallo,
da sich in der letzten Zeit erfreulich viele aus diesem Forum dazu entschlossen haben, sich einmal an die Zucht von Zwergkrallenfröschen zu wagen und dabei eigentlich immer die gleichen Fragen auftauchen, möchte ich Euch hier gerne von meinen Erfahrungen bei der Aufzucht berichten. (Selbstverständlich stehe ich auch weiterhin gerne per PN zur Beantwortung einzelner Fragen zur Verfügung)
vorab kurz zur Haltung:
Da die Zucht nur mit Tieren in guter Verfassung gelingen kann, ist die Haltung maßgeblich für den Erfolg. Die Tiere sollten in einem Artbecken gehalten werden, möglichst in einer Gruppe von mehreren Weibchen und Männchen. Dabei hat sich ein Becken ohne Strömung und Heizung als vorteilhaft erwiesen. Die Fütterung sollte so abwechslungsreich wie möglich gestaltet werden und aus verschiedenen Frost- bzw. Lebendfuttertieren bestehen. Gefressen wird alles von Cyclops bis Mysis.
Da viele denken, dass die Tiere ähnlich aussehen müssten wie im Zoohandel, hier ein Bild von einem normal genährten, männlichen Zwergkrallenfrosch.
Ansatz und Trigger
Man kann entweder eine komplette Gruppe im Haltungsbecken ansetzen oder (optimalerweise) eine Gruppe aus 2 Männchen und 2 Weibchen (möglichst mit vorhandenem Laichansatz). Da die beiden Männchen beim Balzen in Konkurrenz treten, kann sich ein laichwilliges Weibchen den attraktivsten Partner aussuchen (Zwergkrallenfroschweibchen sind wählerisch :wink: ). Das zweite Weibchen soll in diesem Fall lediglich verhindern, dass ein laichwilliges Weibchen von 2 Männchen bedrängt wird.
Falls die Tiere nach einer gewissen Zeit nicht laichen, hat sich folgende Vorgehensweise als recht sichere Möglichkeit zur Animierung herausgestellt:
Man stellt für 3 - 4 Wochen sowohl die Wasserwechsel als auch jegliche Fütterung (!) ein. Tiere in guter körperlicher Verfassung machen diese Hungerkur völlig problemlos mit. Nach dieser Zeit wechselt man täglich mindestens 80 % des Wassers und füttert dabei üppiger als üblich. (Die täglichen Wasserwechsel sind dabei entscheidend für den Erfolg)
Bereits nach ein paar Tagen beginnen die Männchen zu rufen und die Weibchen weisen einen deutlichen Laichansatz auf.
Weibchen mit Laichansatz
Hat sich ein Weibchen für einen Partner entschieden, wird es von hinten vom Männchen umklammert und es beginnt der sogenannte Laichtanz. Dabei schwimmt das Pärchen zur Wasseroberfläche, dreht sich dabei auf den Rücken und das Weibchen gibt seine Eier ab, die zur gleichen Zeit vom Männchen befruchtet werden. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt.
Der Laich ähnelt Mohnkörnern, die an der Wasseroberfläche schwimmen. Am bestehen erkennt man diesen Laich, wenn man von unten gegen die Wasseroberfläche schaut. Aus dem Grunde ist es vorteilhaft, wenn im Ansatzbecken keine oder nur wenige Schwimmpflanzen vorhanden sind.
Der Laich und auch später die jungen Kaulquappen (die in der ersten Zeit eher aussehen wie Fischlarven) bleiben von den Elterntieren unbehelligt. Da beim Umsetzen des Laichs die Ausfälle wesentlich höher sind als beim Umsetzten junger Larven, ist es ratsam zu warten, bis sich die geschlüpften Larven an der Oberfläche tummeln. Diese kann man problemlos mit einem kleinen Luftschlauch absaugen.
Aufzucht
Da die Larven in der ersten Zeit extrem kannibalistisch leben, ist eine Aufzucht in einem kleinen Gefäß nicht ratsam. Bei meinem damaligen Versuch der Aufzucht in einem Plastikgefäß ist mir aufgefallen, dass sich die Larven nicht nur gegenseitig gefressen haben, sondern die verbliebenen Tiere sich gegenseitig beim Wachstum gehemmt haben.
Die besten Erfolge (mit sehr wenig Ausfällen) habe ich in einem 25l-Aquarium mit sehr dichter Bepflanzung gemacht. Nixkraut bzw. Hornkraut, das flutend im Wasser treibt, ist perfekt für diesen Zweck. Auf Sand oder Kies sollte man komplett verzichten, weil es die Hygienemaßnahmen wesentlich vereinfacht.
Die Kaulquappen reagieren wesentlich empfindlicher auf schlechte Wasserwerte als die Elterntiere. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, täglich einen Großteil des Wassers auszutauschen und dabei evtl. vorhandenen Mulm oder abgestorbene Futtertiere abzusaugen. Wer auf "Nummer sicher" gehen möchte, pinselt zusätzlich vor dem Wasserwechsel den kompletten Boden mit einem möglichst breiten Pinsel ab. Geschlampte Wasserwechsel können schnell zu Ausfällen führen.
Gefüttert werden die Kaulquappen von Anfang an mit frisch geschlüpften Artemianauplien (Anleitungen hierzu findet man im Internet zu Hauf). Bei der Fütterung mit Artemianauplien ist eine Beleuchtung von oben sehr ratsam. Die Artemianauplien schwimmen immer zum Licht und die Kaulquappen leben in der ersten Zeit sehr oberflächenorientiert. Bei einer Beleuchtung von oben sammeln sich also die Futtertiere genau dort, wo sie gebraucht werden und man verhindert eine Verschlechterung der Wasserqualität durch abgestorbene Futtertiere.
Nach etwa 3 Wochen zeigen sich bei den ersten Kaulquappen Ansätze von Hinterbeinen. Es ist recht schwierig, genauere Zeitangaben zu machen, da sich die einzelnen Tiere sehr unterschiedlich entwickeln.
Sobald ein Großteil der Nachzuchttiere Hinterbeine entwickelt hat, kann man zusätzlich zur Nauplienfütterung mit kleinstem Frostfutter zufüttern (z.B. Bosmiden, Cyclops). Wenige Tage nach den Hinterbeinen, entwickeln sich dann die Vorderbeine und der Schwanz wird resorbiert. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollten die Tiere abwechslungsreich mit Frost- oder Lebendfutter gefüttert werden. Sobald die Kaulquappen zu kleinen Fröschen geworden sind, können sie mit ausgewachsenen Tieren vergesellschaftet werden.
da sich in der letzten Zeit erfreulich viele aus diesem Forum dazu entschlossen haben, sich einmal an die Zucht von Zwergkrallenfröschen zu wagen und dabei eigentlich immer die gleichen Fragen auftauchen, möchte ich Euch hier gerne von meinen Erfahrungen bei der Aufzucht berichten. (Selbstverständlich stehe ich auch weiterhin gerne per PN zur Beantwortung einzelner Fragen zur Verfügung)
vorab kurz zur Haltung:
Da die Zucht nur mit Tieren in guter Verfassung gelingen kann, ist die Haltung maßgeblich für den Erfolg. Die Tiere sollten in einem Artbecken gehalten werden, möglichst in einer Gruppe von mehreren Weibchen und Männchen. Dabei hat sich ein Becken ohne Strömung und Heizung als vorteilhaft erwiesen. Die Fütterung sollte so abwechslungsreich wie möglich gestaltet werden und aus verschiedenen Frost- bzw. Lebendfuttertieren bestehen. Gefressen wird alles von Cyclops bis Mysis.
Da viele denken, dass die Tiere ähnlich aussehen müssten wie im Zoohandel, hier ein Bild von einem normal genährten, männlichen Zwergkrallenfrosch.
Ansatz und Trigger
Man kann entweder eine komplette Gruppe im Haltungsbecken ansetzen oder (optimalerweise) eine Gruppe aus 2 Männchen und 2 Weibchen (möglichst mit vorhandenem Laichansatz). Da die beiden Männchen beim Balzen in Konkurrenz treten, kann sich ein laichwilliges Weibchen den attraktivsten Partner aussuchen (Zwergkrallenfroschweibchen sind wählerisch :wink: ). Das zweite Weibchen soll in diesem Fall lediglich verhindern, dass ein laichwilliges Weibchen von 2 Männchen bedrängt wird.
Falls die Tiere nach einer gewissen Zeit nicht laichen, hat sich folgende Vorgehensweise als recht sichere Möglichkeit zur Animierung herausgestellt:
Man stellt für 3 - 4 Wochen sowohl die Wasserwechsel als auch jegliche Fütterung (!) ein. Tiere in guter körperlicher Verfassung machen diese Hungerkur völlig problemlos mit. Nach dieser Zeit wechselt man täglich mindestens 80 % des Wassers und füttert dabei üppiger als üblich. (Die täglichen Wasserwechsel sind dabei entscheidend für den Erfolg)
Bereits nach ein paar Tagen beginnen die Männchen zu rufen und die Weibchen weisen einen deutlichen Laichansatz auf.
Weibchen mit Laichansatz
Hat sich ein Weibchen für einen Partner entschieden, wird es von hinten vom Männchen umklammert und es beginnt der sogenannte Laichtanz. Dabei schwimmt das Pärchen zur Wasseroberfläche, dreht sich dabei auf den Rücken und das Weibchen gibt seine Eier ab, die zur gleichen Zeit vom Männchen befruchtet werden. Dieser Vorgang wird mehrmals wiederholt.
Der Laich ähnelt Mohnkörnern, die an der Wasseroberfläche schwimmen. Am bestehen erkennt man diesen Laich, wenn man von unten gegen die Wasseroberfläche schaut. Aus dem Grunde ist es vorteilhaft, wenn im Ansatzbecken keine oder nur wenige Schwimmpflanzen vorhanden sind.
Der Laich und auch später die jungen Kaulquappen (die in der ersten Zeit eher aussehen wie Fischlarven) bleiben von den Elterntieren unbehelligt. Da beim Umsetzen des Laichs die Ausfälle wesentlich höher sind als beim Umsetzten junger Larven, ist es ratsam zu warten, bis sich die geschlüpften Larven an der Oberfläche tummeln. Diese kann man problemlos mit einem kleinen Luftschlauch absaugen.
Aufzucht
Da die Larven in der ersten Zeit extrem kannibalistisch leben, ist eine Aufzucht in einem kleinen Gefäß nicht ratsam. Bei meinem damaligen Versuch der Aufzucht in einem Plastikgefäß ist mir aufgefallen, dass sich die Larven nicht nur gegenseitig gefressen haben, sondern die verbliebenen Tiere sich gegenseitig beim Wachstum gehemmt haben.
Die besten Erfolge (mit sehr wenig Ausfällen) habe ich in einem 25l-Aquarium mit sehr dichter Bepflanzung gemacht. Nixkraut bzw. Hornkraut, das flutend im Wasser treibt, ist perfekt für diesen Zweck. Auf Sand oder Kies sollte man komplett verzichten, weil es die Hygienemaßnahmen wesentlich vereinfacht.
Die Kaulquappen reagieren wesentlich empfindlicher auf schlechte Wasserwerte als die Elterntiere. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, täglich einen Großteil des Wassers auszutauschen und dabei evtl. vorhandenen Mulm oder abgestorbene Futtertiere abzusaugen. Wer auf "Nummer sicher" gehen möchte, pinselt zusätzlich vor dem Wasserwechsel den kompletten Boden mit einem möglichst breiten Pinsel ab. Geschlampte Wasserwechsel können schnell zu Ausfällen führen.
Gefüttert werden die Kaulquappen von Anfang an mit frisch geschlüpften Artemianauplien (Anleitungen hierzu findet man im Internet zu Hauf). Bei der Fütterung mit Artemianauplien ist eine Beleuchtung von oben sehr ratsam. Die Artemianauplien schwimmen immer zum Licht und die Kaulquappen leben in der ersten Zeit sehr oberflächenorientiert. Bei einer Beleuchtung von oben sammeln sich also die Futtertiere genau dort, wo sie gebraucht werden und man verhindert eine Verschlechterung der Wasserqualität durch abgestorbene Futtertiere.
Nach etwa 3 Wochen zeigen sich bei den ersten Kaulquappen Ansätze von Hinterbeinen. Es ist recht schwierig, genauere Zeitangaben zu machen, da sich die einzelnen Tiere sehr unterschiedlich entwickeln.
Sobald ein Großteil der Nachzuchttiere Hinterbeine entwickelt hat, kann man zusätzlich zur Nauplienfütterung mit kleinstem Frostfutter zufüttern (z.B. Bosmiden, Cyclops). Wenige Tage nach den Hinterbeinen, entwickeln sich dann die Vorderbeine und der Schwanz wird resorbiert. Spätestens zu dem Zeitpunkt sollten die Tiere abwechslungsreich mit Frost- oder Lebendfutter gefüttert werden. Sobald die Kaulquappen zu kleinen Fröschen geworden sind, können sie mit ausgewachsenen Tieren vergesellschaftet werden.