Schmetterlingsbuntbarsch unklare Erkrankung

Hallo,

bei mir lebt seit zwei Monaten in einem 54L-Becken, das ich mit Regenwasser betreibe, ein Schmetterlingsbuntbarsch-Pärchen. Zumindest das Weibchen ist nun offensichtlich erkrankt, aber ich bin mir noch unsicher, was sie genau hat.
Die Symptomatik ist wie folgt:

- Abmagerung (eingefallener Körper)
- verblasste Farben
- lange teils weißĺiche Kotfäden (auch beim Männchen), es sieht in etwa so aus wie auf diesem Foto im DRTA-Wiki-Artikel über Darmflagellaten.
- ein dünner, weißer Streifen über der Oberlippe
- angeschwollene Kiemen, angestrengtes Atmen
- im Hinterkopfbereich auf einer Körperseite mehrere weiße "Artefakte", die sich aus der Haut deutlich erheben und wie kleine Parasiten anmuten. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, habe ich Fotos davon angehängt, und hier sind auch zwei kurze Videos, wo man es ein wenig erkennen kann: https://youtu.be/_47_pzx33os und https://youtu.be/9h79wkR8E6k

Zunächst hatte ich vermutet, daß es sich um Darmflagellaten handelt (weil Symptomatik recht gut gepasst hat), aktuell behandele ich das Becken auch bereits mit einem entsprechendem Medikament (sera Flagellol). Aber diese Artefakte auf der Haut, die mir heute das erste Mal aufgefallen sind, geben mir Rätsel auf, ebenso wie die geschwollenen Kiemen. Noch ein anderer Parasit? Habe bislang bei meiner Recherche noch keine Erregerbeschreibung gefunden, die dafür zu passen scheint.

Das Weibchen verhält sich ansonsten relativ normal, zeigt grundsätzlich Interesse am Futter und verscheucht auch hin und wieder "entrüstet" das Männchen ;)

Zum Becken: Es steht jetzt ca. zwei Jahre, die Mitbewohner sind zwei Sundadanio axelrodi im Rentenalter sowie viele Redfire-Garnelen. Wasserwerte hab ich kürzlich wie folgt ermittelt:
Leitfähigkeit: ~150 µS
KH: 1,5°
PH: 6,5
Nitrat: an der Nachweisgrenze (max 1mg/L)
Phosphat: praktisch nicht nachweisbar
Temperatur: um die 25°C, +/- 2/1,5°C

Sieht in der Hinsicht also alles erstmal unverdächtig aus. Wasserwechsel mache ich wöchentlich 10 Liter (Regenwasser, manchmal ein kleiner Teil Leitungswasser).

Viele Grüße,
Jan
 

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fischolli

R.I.P.
Moin,

deine Wasserwerte sind völlig ok für die, die Temperatur ist mit 25 Grad etwas grenzwertig nach unten. Die sollten schon so 27 Grad dauerhaft haben.

Der etwas eingefallende Bauch würde zu einer bakteriellen Infektion passsen. Die lässt sich meist nur ganz im Anfangsstadium noch behandeln. Seh gut war für so etwas Baktopur direkt geeignet, welches du in Deutschland nicht mehr bekommst, aber online noch beziehen kannst. Ansonsten kuck mal, welches Medikament noch den Wirkstoff Nifurpirinol enthält, das sollte dann auch gehen. Hilft aqber m.E. nur, wenn die noch fressen. Wenn keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgt, sind die Fische normalerweise Todeskandidaten.

Ansonstn sieht das Weibchen für mich auf den Bildern/Video recht alt aus. Dann bekoommen die auch mal so Schuppenanomalien. M. ramirezi werden nun mal nicht her alt.

Gruß
 
Hallo Olli,

vielen Dank für Deine Einschätzung der Lage, die Temperatur werde ich dann mal entsprechend anpassen. Und schauen, ob ich ein entsprechendes Medikament auftreiben kann.

Wegen Alter: Die Tiere kamen direkt von einer Züchterei, als sie Anfang April bei mir eingezogen sind. Daher hätte ich nicht vermutet, daß sie schon Senioren sein könnten, aber wissen tue ich es andererseits nicht, wie lange sie vorher schon lebten.

Viele Grüße,
Jan
 

fischolli

R.I.P.
Moin,

bis du ein passendes Medikament hast, kannst du als schnelle Unterstützung mal ein paar Seemandelbaumblätter oder getrocknete Walnussblätter reinschmeissen. Die haben auch eine leichte antibakterielle Wirkung.

Gruß
 

Soleil1985

Mitglied
Moin,

Olli ich muss dir da widersprechen.... ich hatte jetzt an die 7 Monate ne putzmuntere kerngesunde Ramirezi Dame bei 24°C schwimmen in dem 360er... als die L-Welse damals auszogen bin ich mit der Temperatur ordentlich runter. Der Hauptkiller bei denen ist meines Erachtens nach Stress und weniger die Wasserwerte... ich hab hier mittlerweile wieder Betonwasser, weil die Channa da auch anspruchslos sind. Auch das hat die Lady die letzten 4 Monate nicht gejuckt. Weiß der Geier wielange die noch gelebt hätte machte jedenfalls nicht den Anschein als würde sie in nächster Zeit Abdanken wollen... aber wie erwartet kam ihr dann in der ersten Nacht ein 25cm Channa sp. cobalt blue in die Quere.... ;)

Jan ich denke mit den Nelen und Salmlern ist das denen bisl zu viel und bei dem strammen Besatz sind 10L die Woche WW auch echt weng. Gerade so 54er Tümpelchen muss man da mit ihren schwachsinnigen Standardfiltern immer noch mehr im Auge behalten. Ramirezi fühlen sich meines Erachtens alleine im Artenbecken mit maximal noch nem Trupp ruhigeren Welsen (keine Corydoras sondern zB Hara Jerdoni) am wohlsten. Sonst schwächeln die sofort und das meist bei denen dann auch schon der Anfang vom Ende. Wichtig ist ebenso kein Flockenfutter... bei mir gibts sowas gar nicht. Ausschließlich Frost- und Lebendfutter und einmal die Woche mit Knoblauch versetzt (wirkt damrreinigend und du magst auch Flagellaten das Leben schwer :p ). Hälst du diese beiden Haltungsbedingungen ein, dann ist das Drumherum meines Erachtens nach Optimierung.
 
Hallo Olli und Andrea,

sie hat es leider nicht geschafft :(

Ich hatte ganz vergessen es dazuzuschreiben, um ein angenehmeres Beckenklima zu schaffen, habe ich auch einen Torfbeutel in dem Becken hängen und zusätzlich auch noch Buchenblätter hinzugefügt.

Wegen den Haltungsbedingungen: Ich hatte subjektiv bisher das Gefühl, daß die beiden quasi in einem Artbecken leben, an Fischen gibt es da ja wirklich nur die beiden alten Sundadanio axelrodi, bei denen ich mir allein schon wegen ihrer geringen Körpergröße nicht vorstellen konnte, daß sie die Ramirezis stören. Und die Garnelen haben ja auch ein sehr ruhiges, stationäres Verhalten, wenn hätte ich andersrum vermutet, daß die Ramirezis den Garnelen Streß machen - da sie vereinzelt versuchen, eine zu erbeuten ;) Und strammer Besatz... Angesichts der wirklich sehr geringen Futtermenge, die die Insassen benötigen, habe ich die Besatzstärke bisher als recht luftig empfunden :shock: Gefiltert wird über einen luftbetriebenen Maximal-Innenfilter.

Die Ernährung wäre womöglich in der Tat ein Punkt, den ich noch verbessern könnte. Frostfutter gab es bisher zweimal die Woche, dazu Artemia-Nauplien und ansonsten Granulat + Futtertablettenstückchen. Seitdem ich die Abmagerung bemerkt hatte, hatte ich extra für die Barsche noch öfter Frostfutter rausgeholt. Lebendfutter wäre aber "schwierig".

Viele Grüße,
Jan
 

Soleil1985

Mitglied
Nabend Jan,

ich kann dir halt nur meine Erfahrung dazu schreiben und die war schlicht, dass ich die Ramirezi als Paar geschenkt bekommen habe, der Kerl sich mit den Betta unimaculata Kerl aber ständig in den Haaren hatte und mir ziemlich zügig nach einem Monat dann auch das Zeitliche segnete. Zeitnah zogen die Unimacs dann aber auch aus als "letzte" verbliebene aus dem ehemaligen Bestand. Nur das Ramirezi Weibchen behielt ich eben, weil ich sie als schwer vermittelbar als Einzeltier einstufte und sie ne quietschfidele Maus war. Danach zogen channa gachua (9er Jungtiertrupp ein) und die Ramirezi war weiterhin die Chefin. Gab 4 Monate jetzt keine Probleme. Bei 360L, vielen Versteckmöglichkeiten und fast komplett zugekrautet konnten die sich aber auch aus dem Weg gehen. Die gachua waren mir dann aber einfach zu kleinbleibend und so zogen vor etwas über ner Woche dann wesentlich größere Channa ein und dann war auch das Mädel dann leider mal nen Leckerbissen. WW mach ich bei der Beckengröße und dem minimalen Besatz schon fast nen dreiviertel Jahr kaum noch. Alle 3 Monate überwind ich mich mal :D

So schwamm die bei mir aber immer das ganze Becken ab und nutzte auch den Platz. Immer auf der Suche nach der nächsten Turmdeckelschnecke die sie aus ihrem Haus züllen konnte...

Aber bei mir gibt es eben auch seit über einem Jahr kein Flockenfutter, in welcher Form auch immer. Da wäre als Notnagel gerade mal noch Söll empfehlbar, aber der Rest hat zuviel Mist drin, was Carnivoren einfach nicht verdauen können. Auf Dauer kann sie das durchaus krank machen bzw. einfach krankheitsanfälliger aufgrund einem schwächelnden Immunsystem. Das wie bei uns... zu einseitige oder falsche Ernährung bringt bei uns auch Mangelerscheinungen und damit Probleme.

Und auch ne Horde vermehrungsfreudiger Garnelen sind nunmal "Verbraucher" und Keimproduzierer sowie "Wasserbelaster". Und gerade so kleinere Becken finde ich persönlich echt eine Kunst diese "stabil" im Sinne von Gleichgewicht zu bekommen. Also ein funktionierendes Ökosystem aufzubauen. Ich traue es mir selbst ja noch nicht mal zu und das nach über 10 Jahren Aquaristik.

Du kannst aber mal gerne ein Bild von deinem Becken einstellen, dann kann man dir da konkreter was sagen. Ansonsten sind Ramirezi halt leider auch oft empfindlich und ich hatte bei meiner einfach Glück ;)
 

fischolli

R.I.P.
Hi Andrea,

Kuck cir mal die Biotop-Daten von denen an, sa ist nix mit 24 Grad. Ansonsten stimmt aber, die Sauberkeit des Wassers ist wichtiger als der Härtegrad. Ich habe mal Nachzuchten aus Berlin bekommen, die lebten und paarten sich in Berliner Betonwasser ohne Probleme.

Trotzdem ist es nicht unbedingt sinnvoll, die bei zu niedrigen Temperaturen zu halten, auch weñn di bei 24 Grad nicht gleich sterben. Und das die Weibchen zäher sind als die Kerle ist auch kein Geheimnis.

Ich hab die auch immer mit Beifischen gehalten, Garnelen zähl ich da schon garnicht mehr als Besatz. Es ist einfach mit dieser Art eine Glückslotterie, gesunde und robuste Tiere zu bekommen.

Recht hast du mit der Fü tterung. Flocke und Tabs sind nicht für Zwergbuntbarsche.

Gruß
 
Hallo Andrea und Olli,

kurzes Update, nach der Behandlung sind beim Männchen die langen Kotschnüre verschwunden, ich kann jetzt bei ihm nichts mehr erkennen, das auf eine Krankheit hindeuten würde.

Anbei ein Foto von dem Becken, wie es vor einem Monat kurz nach dem "Entkrauten" aussah, mittlerweile ist alles wieder zugewachsen.

Danke nochmal für eure Beiträge!

Andrea, mir ist noch nicht ganz schlüssig, wie die bloße Anwesenheit der Garnelen diese zu Keimproduzieren und Wasserbelastern macht, wenn von außen kaum Futter (also potentiell organisch belastendes Material) ins Becken kommt. Was wäre, wenn keine Garnelen im Becken werden, sich die Futtermenge aber nicht verändern würde? Würde das automatisch besser Lebensverhältnisse für die Ramirezis schaffen?

Wegen Ernährung, ich konnte jetzt lebende schwarze Mückenlarven aus dem Garten beschaffen, die dem Männchen offenbar sehr zugesagt haben. Die bekommt es nun öfter, soweit möglich.
Und:
Immer auf der Suche nach der nächsten Turmdeckelschnecke die sie aus ihrem Haus züllen konnte...
Heißt das, die Ramirezis fressen Turmdeckelschnecken? Die könnte ich leicht dem Aquarium hinzufügen.

Viele Grüße,
Jan
 

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Soleil1985

Mitglied
Hi Jan,

jop tun sie. Kannst ruhig reinpacken. Ob die Kerle darauf so scharf sind wie die Mädels weiß ich nicht. Aber mein ehemaliges Borelli-Mädel hat die auch den lieben langen Tag gejagt und die Ramirezi eben auch. Lebendfutter selber jagen was will man mehr :D

Das weniger die Belastung an sich. Und auch Keime kommen nicht nur durch das Futter ins Becken sondern zB auch durch den ganz normalen Staub, der sich auf deinen Möbel absetzt... ein Aquarium bleibt da auch nicht verschont ;)

Es geht vielmehr drum, dass jeder Fisch oder Wirbelloser Keime selbst mitbringt und es kann eben sein, dass so nen Ramirezi die dann nicht abkann.

Dein Becken gefällt mir so gut. Vllt noch 1-2 Kokosnusshälften rein als Höhlen und dann passt das. Mei du kannst auch probieren, dass du ab sofort einfach denen nur noch Lebend- und Frostfutter gibst und einmal die Woche mit Knoblauch versetzt. Vielleicht ist das bei denen wirklich ein A und O, was den grundlegenden Unterschied macht und Darmprobleme nicht entstehen lässt sowie die Tiere vitaminreich ernährt. Damit nen gutes Immunsystem und weniger Anfälligkeit.

Wäre nicht das erste Mal dass genau eben so eine ungünstige Ernährung zu Problemen führt und eine Besserung in diese Richtung den Erfolg bringt ;) Gerade so Darmflagellaten vermehren sich nur bei einem geschwächten Immunsystem dermaßen, dass es zu einem ungesunden Befall kommt bzw. Darmproblemen. So trägt die jeder Fisch in geringerer Anzahl in sich, wie wir den Herpes Virus ;)
 

fischolli

R.I.P.
Moin,

Höhlen sind für die Ramis völlig überflüssig, die sind Freilaicher, Andrea. :wink: Eher würde ich ein paar größere flache Steine reinlegen, die benutzen die gern zum Ablaichen.

Was die Keimproduktion angeht, sind die Buchenblätter mit Sicherheit die größeren Produzenten als die Garnelen.

Gruß
 
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