Einfahren mit und ohne Fische möglich

Ebs

Mitglied
Hallo,

ich möchte dazu aus einem anderen Thread zitieren:

Braxa schrieb:
Wir haben inzwischen 5 Aquarien eingerichtet, das 1. davon mein Sohn allein.
Sein Fehler war, zu schnell zu viel Fisch reinzusetzen und da kam dann auch folgerichtig ein Nitritanstieg.

Die anderen Aquarien haben wir Erwachsenen eingerichtet, in allen auch sehr schnell, aber wenig Fisch reingesetzt inkl. Starterbakterien und in keinem der 4 war auch nur im Ansatz ein Nitritanstieg zu messen...wobei wir uns natürlich nicht auf die Ratestäbchen verlassen haben, sondern per Tröpfchen getestet hatten.

Gruss,
Britta

Das ist auch meine jahrelange Erfahrung und die vieler anderer Aquarianer.

Es gibt zwei erfolgreiche Möglichkeiten des Einfahrens:
1.) Mit Fischen 2.) Ohne Fische

Es ist zumindest sehr einseitig, wenn im Forum immer nur das Einfahren ohne Fische propagiert wird und vor der zweiten Möglichkeit fast gebetsmühlenartig gewarnt wird.

Deshalb ist auch schon die Einleitung des "Leitfaden für Anfänger der Aquaristik" meiner Erfahrung nach sehr einseitig und sogar irreführend und sollte vielleicht mal überarbeitet werden:

Zitat:
"Zuerst seien alle gewarnt, die Fische sofort oder nach wenigen Tagen einsetzen wollen. Das ist der größte Fehler den Ihr machen könnt, die Fische werden meist alle eingehen bzw. so sehr geschwächt das sie wenige Zeit später eingehen.

Ein neues Aquarium muß mindestens 4-6 Wochen, ohne Fische aber kpl. eingerichtet, mit Gegenständen, Pflanzen, Filter, Heizung u.a. einlaufen, bevor langsam nach und nach die Fische eingesetzt werden können.
Durch Animpfen des Filters mit gebrauchtem Filtermaterial, läßt sich diese Zeit etwas verkürzen. Man sollte auch da definitiv den Nitritpeak abwarten."

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Einfahren bedeutet doch im Wesentlichen, dem Aquarium die Möglichkeit zu geben, den organischen Abfall abbauenden Bakterien die Möglichkeit ihrer Entwicklung zu geben, ohne dass dabei ein verstärktes Auftreten von Nitrit und evtl. Ammoniak zu verzeichnen ist und langsam ein möglichst vertretbares biologisches Gleichgewicht entsteht.

Und das fördert und ermöglicht man durch vorsichtigen Eintrag von Futter und durch die Ausscheidungen der ersten eingesetzten Fische.

Beides ist möglich und erfolgreich, wenn man es vorsichtig betreibt.

Das Eine oder das Andere auszuschließen ist falsch und formal, zumal es heute tatsächlich vielerlei Hilfsmittel gibt, Aquarienwasser vom ersten Tage an möglichst fischgerecht zu machen.

Sinnvoll eingesetzt können sie eine große Hilfe sein und das Ganze leichter machen.

Ich möchte hiermit keine neue Grundsatzdiskussion auslösen, sondern nur eine Anregung zum Nachdenken geben und denen Mut machen, die ihr Aquarium mit ersten Fischen gemeinsam einfahren möchten.

Auf eins sei noch hingewiesen: Das Einfahren mit Fischen ist nicht schwerer, aber es erfordert etwas mehr Aufmerksamkeit, vielleicht auch etwas mehr Aufwand und Verantwortungsbewustsein als der anfängliche Beginn mit einem Nur-Pflanzenbecken.

Gruß Ebs
 

Mudskipper

Mitglied
Moin Ebs,

kloar, so kenne ich das auch noch :wink: !

Ich habe auch schon zig Becken direkt besetzt, was mit guter Aufmerksamkeit gut funktionieren kann.
Grad Beginner(da sie oft zu dichten Besatz neigen) fahren immer besser mit einer Einlaufzeit und es gibt auch einfach Fische, die auf frische Becken empfindlich reagieren, aber wie gesagt:

Kann sehr wohl funktionieren!

Lg Markus
 
A

Anonymous

Guest
Hallo Ebs,

dadurch, dass Du mich zitiert hast, sparst Du mir eigentlich jedes Senfen, zumal wir da ganz eindeutig einer Meinung sind ;-)

Grundlage meiner Meinung ist übrigens nicht nur die eigene Erfahrung, sondern Erkenntnisse, die ich aufgrund von Lesen, Lesen, Lesen gewonnen habe.
Für jemanden, der noch völlig neu im Bereich Aquaristik ist und vielleicht nicht die extreme "Basisforschung" betrieben hat wie wir z.B. ist das Einfahren ohne Besatz möglicherweise aber eine gute Übung in puncto Geduld, denn ob nu mit oder ohne Besatz, Aquaristik ist - nach meinen bisherigen Erfahrungen jedenfalls - immer auch eine Herausforderung an die eigene Geduld und wie "leidensfähig" man ist, kann man dann schonmal in den ersten besatzlosen Wochen austesten ;-)

Ansonsten ist es meiner Meinung nach aber auch eine Frage der Erfahrung, wieviel Fisch "wenig" ist, mit dem von Anfang an besetzt werden kann.
Völligen Anfängern fehlt diese Erfahrung noch und die Gefahr von Fehlern ist da relativ gross.
Jemand, der etwas mehr Erfahrung hat, wird eher intuitiv wissen, wieviel von dem wenig Fisch richtig ist, zumal oftmals "wenig Fisch beim Einfahren" mit "viel Fisch für das Sozialverhalten" kollidiert.
Zu entscheiden, was dann das geringere Übel ist, ist für Anfänger sicher auch nicht einfach.
Fährt man mit 2 Corydoras ein, kriegt man eins aufs Dach, weil diese ja Gruppentiere sind.
Fährt man mit 5-6 Corydoras ein, kriegt man eins aufs Dach, weil das zuviel Fisch in der Anfangsphase sein könnte...um nur mal ein Beispiel zu nennen.

Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, wenn gerade Anfänger eben die Geduld des etwas längeren Einfahrens aufbringen, es kann jedenfalls nicht schaden, aber mit etwas mehr Erfahrung spricht nichts gegen ein langsames Einfahren unter Besatz.

Gruss,
Britta
 
Grundsätzlich finde ich es nicht schlecht, wenn gerade Anfänger eben die Geduld des etwas längeren Einfahrens aufbringen, es kann jedenfalls nicht schaden, aber mit etwas mehr Erfahrung spricht nichts gegen ein langsames Einfahren unter Besatz.
Hallo

so sehe ich das auch. Zumal Beginner oft mit kleinen AQs starten. Da können 5 Fische schon zuviel sein. Ein 200 l AQ merkt davon garnichts.
Der erfahrene Aquarianer, der sein 2., 3. oder 4.Aq einrichtet, wird das i.d.R. auch mit Filterschlamm machen. Und der hat damit auch eine völlig
andere Ausgangslage.
 
Ebs schrieb:
Einfahren bedeutet doch im Wesentlichen, dem Aquarium die Möglichkeit zu geben, den organischen Abfall abbauenden Bakterien die Möglichkeit ihrer Entwicklung zu geben, ohne dass dabei ein verstärktes Auftreten von Nitrit und evtl. Ammoniak zu verzeichnen ist und langsam ein möglichst vertretbares biologisches Gleichgewicht entsteht.

Unter dem üblich propagierten "Einfahren, mindestens 4-6 Wochen.." verstehe ich, dass sich die Nitritkonzentration erhöht, weil die Bakterien, die dieses zu Nitrat umwandeln noch nicht in ausreichender Form vorhanden sind und sich erst aufgrund des erhöhten Nitritwertes, der dafür notwendig ist, entsprechend vermehren. Also den Nitritpeak abzuwarten, da Nitrit Gift für Fische ist und nicht selten alle am 1. Tag gekauften Fische nach 3 Wochen dahinrafft.

Ich weiß, Du meinst es nicht in der Form, aber es klingt ein bischen so, dass Anfänger Fische einsetzen können, wenn sie nur "vorsichtig" sind. "Seien sie vorsichtig - Klar bin ich." Aber was heißt das genau? Am Anfang ist man ungeduldig und freut sich, wenn man doch irgendwie Fische einsetzen kann. Die Anfragen zu "Starterbakterien rein und die Fische hinterher" belegen es.

Das Einsetzen ohne Wartezeit ist ja an einige Dinge gekoppelt, die einige der ungeduldigen Anfänger sicher nicht vollständig umsetzen können oder werden. Dazu zählt möglichst das Animpfen vom laufenden Aquarium und häufiges Messen und Reagieren. Ohne das Animpfen, bei vorsichtiger oder keiner Fütterung wird es einen oder gar mehrere Nitritpeaks geben. Sie werden nur nicht so hoch ausfallen, d.h. die Fische kommen vielleicht nicht um, für gut halte ich es aber dennoch nicht, da die Nitritbelastung für die Fische ganz sicher vorhanden ist. Wie zuverlässig das Animpfen ist, weiß ich mangels eigener Erfahrung nicht. In eingefahrenen Becken ist diese Nitritbelastung aber nahezu auszuschliessen.

Einem Anfänger würde ich es weiterhin nicht empehlen, das Becken frühzeitig zu besetzen.
Wer sich informiert und von sich aus meint, dass die üblichen Anfängertips in bestimmten Fällen nicht gelten oder zu pauschal sind, den würde ich nicht mehr zu den Anfängern zählen. Ungeduldigen Anfängern würde ich eher empfehlen, Garnelen oder hübsche Schnecken einzusetzen, falls diese auf der Wunschliste stehen, da Nitrit für diese nicht schädlich ist.

Ich selber messe Nitrit überhaupt nicht mehr. Der Nitritpeak ist zuverlässig nach 6 Wochen überstanden. Wenn ich schneller Fische einsetzen möchte, würde ich animpfen und häufig messen, oder den Nitritpeak abwarten, also messen. Nach 3 Wochen ist der ja häufig auch schon vorbei, und man kann die Fische einzusetzen.

Bis sich im Aquarium ein stabiles Gleichgewicht gefunden hat dauert es imho noch deutlich länger, wie verschiedene Algenphasen in den ersten Monaten zeigen können.

Frank
 
Moin

na, so ein bißchen verstehe ich nicht, warum Anfängern das "wahre Leben" verschwiegen werden soll...

Das kommt mir oft sehr so vor wie Gurt, 5x Airbags drin, auch draußenrum noch airbags zusätzlich und dann nur Schritttempo.... :wink:
wie soll man da Autofahren lernen ?

Meine Becken wurden nie "wochenlang" eingefahren....wobei "Einfahren" ohne Besatz in meinen Augen gar nicht geht...damit zögert man nur hinaus....

Neben dem Besetzen, also in Bezug auf Zeitpunkt und Menge, gibt es in meinen Augen noch ein paar andere Dinge, die in Foren gern "hingelogen" und "hin-moraliniert" werden.....diese übertriebene "Hygiene".

Da muss alles 10x abgekocht werden, Wurzeln werden im Backofen "gegrillt"...also alles hygienisch sauber...wehe, wenn das auch nur eine Bakterie überlebt !
Aber in den Laden gehen und dann Starter-Bakteiren kaufen.... :roll:

Und Blätter von Pflanzen...also am liebsten das Grünzeugs auch erst mal durch eine Desinfektionsbad.....

Und das erste abgestorbene Blatt...nur raus damit ! Hilfe ...es könnte die Operations-Saal-Idylle stören.... :wink:

Nein, genau das gehört einem Anfänger gesagt:
Sorge für eine natürliche Bakterienflora....werf alles "pur" in das Becken, lass abgestorbene Blätter drin, DAMIT sich die Bakterien besser entwickeln können (oder überhaupt reinkommen). Bzw. nutze diese Art der "soften" Animpfung.
Und SETZE Bodenfische ein...ja ! Ein bis zwei, oder wenn's größer ist, dann eben auch schon mal 'ne Handvoll...und BEOBACHTE....(auch die Fische bringen etwas über ihren Kot ein)

Wie, das kann ein Anfänger nicht ? Aber natürlich kann der das ! Vermutlich sogar besser, als wochenlang gehänselt werden vor einem leeren Becken...

Anstatt zu moralinisieren.....sagt ihm doch lieber, WORAUF er achten soll....

Na gut, das würde dazu führen, dass der eine oder andere Poster nix mehr zu sagen hätte in so einem thread...aber wäre das schlimm ?


Übrigens gibt es genug Literatur zum Thema Nitritpeak...auch das "wochenlang" ist eine Mähr.....
www.deters-ing.de/gastbeitraege/nitritpeak.htm
bzw. hält nur dann so ewig lange an, wenn wirklich keine Bakterie da ist...
 
Hallo Jörn,

hinzu kommen noch solche Unsitten wie erstmal sämtliche Wässerchen ins Becken zu kippen, die beim Aquarium dabei waren oder der Verkäufer empfohlen hat oder aber Pflanzen mit allem Drum und Dran, also auch samt gedüngter Steinwolle, ins Becken zu setzen.

Ich muss mich jedenfalls immer wundern, was man alles bei der Einrichtung eines Aquariums falsch machen kann. Viele Dinge, an die ich im Leben nicht denken würde. Zumal es noch so viele Dinge gibt, dich ich einfach nur noch mache, ohne viel nachzudenken und mir deshalb kaum eine stichhaltige Erklärung möglich ist. Wie viel füttere ich? So dass es im jeweiligen Becken passt.... Wie viel und wann sauge ich Mulm ab? So dass es passt wenn es nötig ist...

Gruß,
Dennis
 

Mudskipper

Mitglied
Joern Carstens schrieb:
Moin

na, so ein bißchen verstehe ich nicht, warum Anfängern das "wahre Leben" verschwiegen werden soll...

Richtig!

Erst seit ich Foren kenne, kenne ich den "Nitritpeak!"
Auf den armen kleinen "Nitritpeak" wird ganz oft gaaanz böse herumgehackt; wie böse und frech er doch ist, das mit Sicherheit immer kommt, das er das Übel schlechthin ist.
Aber wenn man 4-6Wochen wartet und dann erst das Becken richtig volllatzt kann nix passieren :roll: .
Und wenn doch hat man halt nicht lange genug gewartet :wink: .

Aber ich glaube das ist auch davon abhängig wie man zur Aquaristik gekommen ist.Die "StichlingimEinmachglas" Starter, die im Sommer täglich mit dem Kescher durch Gräben getigert sind haben noch ein anderes verhältnis zum Aquarium als der Internetaquarianer des 21. Jahrhunderts, der der nicht probieren darf, sondern ein ganzes Regelwerk vorgesetzt bekommt.
Ich will damit um Gottes Willen keinen schlecht machen, aber irgendwie kommt es mir so vor, das so ein gewisses Etwas durch das Instantwissen verloren geht...

Lg Markus
 
@ Dennis: Du vergisst, dass wir in einer Welt leben, in der Leute nicht wissen, das frisch gekochter Kaffee heiss ist und man sich an ihm verbrennen kann. Und dann vor Gericht auch noch Schmerzensgeld für derartige Lebensunfähigkeit bekommen.

Da verlangst Du ernsthaft, dass sich jemand eigenständig Gedanken macht?
:roll:

Naja, ganz so schlimm ist es hoffentlich nicht, auch wenn mir einige Fragen hier manchmal das Gegenteil beweisen wollen.
2-3 Wochen Einlaufzeit halte ich gar nicht für falsch. Man kann sich in Ruhe Gedanken machen, ob einem die Einrichtung so gefällt, ob die Pflanzen nicht doch an anderer Stelle besser wirken, sich nochmal genau über den gewünschten Besatz informieren...

Und dann sollte man aber auch langsam besetzen. Ich finde es im Übrigen ganz gut, wenn sich hier jemand eher zuviel als zuwenig informiert. Nicht jeder muss Goldfische und Wabenschilderwelse im 54l-Becken zu Tode gepflegt haben, um zu wissen, dass das nicht geht.
Manchmal reicht es, aus den Fehlern anderer zu lernen.
Dass man nicht alles, was man liest und hört, unreflektiert übernehmen sollte, ist eine andere Sache.


Viele Grüße,

Barbara
 
A

Anonymous

Guest
Hallihallo,

Markus Schulz schrieb:
Ich will damit um Gottes Willen keinen schlecht machen, aber irgendwie kommt es mir so vor, das so ein gewisses Etwas durch das Instantwissen verloren geht...
Ich verstehe nicht so ganz, welches "gewisse Etwas" so verloren geht. Versteh' mich bitte nicht falsch: das soll keine Kritik an Deiner Aussage sein: ich verstehe es wirklich nicht. :wink:

Ich habe seinerzeit mit ca. 15 ein Becken gehabt, zu dem ich genau so gekommen bin, wie Du es geschrieben hast: die ein oder andere Kaulquappe großgezogen (meist gescheiterte Versuche), dann mal den ein oder anderen Goldfischnachwuchs im Aquarium großgezogen, um die Farbentwicklung zu beobachten.
Dann kamen die Zierfische und damit begann das Dilemma. Ein paar Bücher hatte ich, aber das wurde mir irgendwann zu blöd, weil überall etwas anderes stand - außerdem kann man einem Buch keine Nachfrage stellen. Mein Besatz war katastrophal: ein paar von denen und ein paar von denen, weil sie so schön bunt waren. Meine Fische hatten so ziemlich alles von Pünktchen, über Pilzbefall oder sonstwas.
Und so habe ich ständig neue Fische gekauft, aber gelernt habe ich nichts. So dass das Becken irgendwann abgeschafft wurde.

Und nun bin ich über meinen Sohn, der mal wieder mit Kaulquappen ankam (diesmal waren die Versuche erfolgreicher), zur Aquaristik zurück gelangt.

Dieses mal habe ich mich hier im Forum angemeldet (und kaufe mir jetzt erst ein paar Bücher). Ich habe viel hier gelesen und auch gefragt.

Was soll ich sagen? Ich bilde mir ein, dass ich einige der Abläufe im Becken verstehe, und außerdem konnte ich mich noch nicht über Krankheiten beklagen.
Irgendwann kann ich auch in einem Forum einschätzen, welchen Aussagen ich Glauben schenken kann und wer aus Erfahrung spricht und wer nur nachplappert.
Aber vor diesem Hintergrundwissen kann ich doch erst mit dem Experimentieren anfangen, oder sehe ich das falsch?
 
Markus Schulz schrieb:
Erst seit ich Foren kenne, kenne ich den "Nitritpeak!"
[..]
Aber ich glaube das ist auch davon abhängig wie man zur Aquaristik gekommen ist.Die "StichlingimEinmachglas" Starter, die im Sommer täglich mit dem Kescher durch Gräben getigert sind haben noch ein anderes verhältnis zum Aquarium als der Internetaquarianer des 21. Jahrhunderts, der der nicht probieren darf, sondern ein ganzes Regelwerk vorgesetzt bekommt.

Ich will damit um Gottes Willen keinen schlecht machen, aber irgendwie kommt es mir so vor, das so ein gewisses Etwas durch das Instantwissen verloren geht...

Da ist natürlich viel dran, aber keine Folge der "Internetaquarianer" und ihrer Standards, eher davon wie jeder sein Hobby sieht und welche Informationsquellen er nutzt. Wissen geht immer verloren und stark betroffen ist hier sicher das Wissen der alten Vereinsaquarianer.
Es gibt Aquarianer, die selber experimentieren und ausprobieren wollen und solche, die strikt nach Anleitung vorgehen wollen. Und natürlich solche, die weder das eine noch das andere tun.
Früher bestand für die Informationsbedürftigen die Information eben aus Büchern, Händlern, Bekannten und andere Aquarianern, heute kommt das Internet hinzu.

Daran sehe ich erstmal wenig Schlechtes, der informierte Anfänger ist besser beraten denn je. Diese Internettendenzen (Sand, HMF, Wasserwechsel, Besatzdichte usw.) beruhen oft auf Erfahrungen weniger Aquarianer, die sich teilweise sehr ausgiebig mit viel Liebe zum Detail und z.T. wissenschaftlich damit beschäftigt haben. Das sind und werden wenige bleiben, und über Bücher/Händler/Bekannte kommt man an dieses Wissen kaum ran.

Die Anfängerleitfäden im Internet sind natürlich sehr pauschal, ich finde sie aber sehr sinnvoll und gut und oftmals richtiger als Fachbücher oder der Händler. Etwas anderes als pauschalisierte Aussagen erhält in vielen Büchern auch nicht. Wer sich selber informieren will und etwas ausprobieren möchte, wird es tun.

Bestimmte Ansichten werden natürlich in Internetforen nicht akzeptiert, weil die hochgelobten Regeln nicht eingehalten werden, aber ein alter Vereinsaquarianer hat auch eigene Vorstellungen von seinem Hobby und wird zu diesen stehen. Ob deswegen etwas verloren weiß ich nicht.

Wie die Aquaristik betrieben wird ist unterschiedlich, eine deutliche Verlagerung bei den Aquarianern mit Netzzugang zum Aquariumtechniker mit Regelwerk ist sicher gegeben, hängt aber vom Einzelnen ab und davon wie er sein Hobby betreiben möchte. Es gibt schließlich auch Chopper und Rennmotorräder. Die einen basteln gerne selber, die anderen wiederrum bringen das Bike in die Werkstatt und wollen nur fahren.

In anderen Ländern wird Aquaristik dagegen z.T. völlig anders betrieben als bei uns was nicht nur bezogen auf Technik und Fische sondern auf die Beweggründe und Sichtweisen auf die Aquaristik. Dort sind ganz andere Themen als der Nitritpeak gefragt ;-)

Frank
 

Mudskipper

Mitglied
Moin Piddi,

bei mir ist es ganz anders gelaufen:

Klar hatte ich Anfangs die eine oder andere "Rummelbude" mit abenteuerlichen Kombinationen - wovon übrigens einige Kombis gut funktionieren :wink: , aber Literatur hat mir immer sehr geholfen.

Ich habe alle möglichen und unmöglichen Aquaristikbücher(wo auch schon die wichtigen Abläufe drin standen) gekauft u geliehen und besonders wertvoll: Kistenweise alte Datz(Daz) TI usw gehortet. Imo sind alte Aquaristikmagazine unglaublich wertvoll, weil voll mit Praxis und Beobachtungen.dadurch bin ich auch bald zu den schrägsten Fischarten gekommen, da braucht man kein Forum für :wink: !
Ich verteufle ja nicht die Foren, macht ja auch Spaß, aber man läuft schnell Gefahr allesa Mögliche als Absolut hinzunehmen. Viele kommen auch garnicht auf die Idee alles mal in den Zusammenhängen zu begreifen bzw es wird nicht für fünf Pfennig weiter gedacht.

Lg Markus
 
A

Anonymous

Guest
Hi Markus,

Markus Schulz schrieb:
Viele kommen auch garnicht auf die Idee alles mal in den Zusammenhängen zu begreifen bzw es wird nicht für fünf Pfennig weiter gedacht.
Das ist aber dann wohl stark vom Einzelnen abhängig. Ohne ein Mindestmaß an Grips kommt man wohl in keiner Lebenslage sehr weit. :wink:

Mir ging es nur darum, dass ich die Aussage schon des öfteren gelesen habe, sie aber nie wirklich einordnen konnte.
Wenn ich Dich richtig verstehe, geht es also eher ums Mitdenken und Hinterfragen, als um die Informationen im Netz an sich, richtig?

Aber ich sehe es ähnlich wie frankz: Auch in Internetforen kann ich mir Grundwissen aneignen, das ich dann nach und nach vertiefen und selbst überdenken kann.
Ich denke, es ist eine gute Alternative, wenn man halt im direkten Umkreis keine Möglichkeit zum direkten Austausch hat.
 
Hallo Ebs,

Viel Wahres was Du hier zum Besten gibts.

Ich gehe aus heutiger Sicht sogar noch einen Schritt weiter und behaupte mal ganz frech:

Wenn ein System nicht belastet wird, läuft es schlecht.
Wird es dann belastet, kommen unweigerlich die Probleme.

Sehen wir in den Internetforen täglich zu hauf.

Meine beiden am schlechtesten laufenden Aquarien starteten ohne Besatz.
Never ever.

Beste Grüße
Martin
 

Mudskipper

Mitglied
piddi schrieb:
Hi Markus,
Auch in Internetforen kann ich mir Grundwissen aneignen, das ich dann nach und nach vertiefen und selbst überdenken kann.
Ich denke, es ist eine gute Alternative, wenn man halt im direkten Umkreis keine Möglichkeit zum direkten Austausch hat.

Moin,

klar, keine Frage!
Ich habe ja auch kräftig durch das Internet profitiert, Ohne wäre ich wohl nicht so schnell auf den Kleinfischtrichter oder weichsauere Gesellen gekommen.



Mir ging es nur darum, dass ich die Aussage schon des öfteren gelesen habe, sie aber nie wirklich einordnen konnte.
Wenn ich Dich richtig verstehe, geht es also eher ums Mitdenken und Hinterfragen, als um die Informationen im Netz an sich, richtig?

Ja, so meine ich das in etwa, Mitdenken ist oft nicht so sehr angesagt, schade!Und da habe ich halt das Gefühl, das die Leute, die mit dem berühmten Einmachglas anfangen ein anderes Verständnis für die Aquaristik entwickeln, die ticken einfach anders, wirkt auf mich einfach entspannter - ich weiß nicht ob Du mich verstehst...

Lg Markus
 
Hallo,

piddi schrieb:
Aber ich sehe es ähnlich wie frankz: Auch in Internetforen kann ich mir Grundwissen aneignen, das ich dann nach und nach vertiefen und selbst überdenken kann.

theoretisch ja, zweifelsohne. Im Internet steht viel gutes, sinnvolles, innovatives und motivierendes.

Es steht aber auch mindestens soviel darin, was eher das Gegenteil ist. Der Neuling kann das eine nicht vom anderen unterscheiden.

Zumeist lesen sich die fachlich schlechteren Texte leichter bzw, sie wirken richtiger. Diese Texte werden zusätzlich gerne mit Moral ausgekleidet um wirkungsvoller zu sein. Immer dann wenn an das Verantwortungsbewusstsein appeliert wird, fehlt es meistens an Sachargumenten und man benutzt halt die Moralkeule um die Leute doch auf seine Seite zu bringen.
Zum Beispiel bei den üblichen Wasserwertediskussion. Lustigerweise werden die meistens in Richtung "das Wasser ist zu hart" geführt. Oder man denke an den Überbesatz bzw. angeblich zu kleine Becken. Ein Überbesatz macht keine toten Fische, da muss es schon massiv werden.

Solcher und ähnlicher Kram ist im Internet oft zu lesen und er wirkt eingängig und logisch. Es klingt richtig, also ist es richtig.

Mal ganz ehrlich, wie will jemand über die Erfordernis von weichsaurem Wasser urteilen, wenn er das in seiner eigenen Aquaristik gar nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzt? - Das geht doch gar nicht. Nur weil der Neon nur in solchem Wasser zu vermehren ist, bedeutet das doch in keinster Weise das es nun für alle Fische so sein muss. Es gibt noch mehr solche Kandidaten, klar, aber man sollte doch nur über Fische sprechen die man selber gut kennt und gut kennen bedeutet in den meisten Fällen auch erfolgreiche Vermehrung.
Nur aus Büchern und irgendwelchen Arbeiten was abzuschreiben und das zum Argument zu machen halte ich für ein sehr dünnes Eis und das kommt oft vor im Internet.

Ich erlebe es in meinem Keller immer wieder, dass ich anfangs glaube den Grund für verpilzende Eier gefunden zu haben (wasser nicht sauer und weich genug) und eine Zeit lang später geht es plötzlich in Leitungswasser.
Bezüglich der ZWanghaftigkeit von weichsaurem Wasser werde ich immer vorsichtiger je mehr ich damit rummache und ich habe hier z.B. Wildfangfische die aus ungefähr pH 4-Wasser in Guyana kommen.

Gerade bezüglich der Weichwasserpflicht wird ein derartiger Unsinn im Internet geschrieben, dass man eigentlich den Browser löschen müsste.
Dieses zumeist von Leuten die nicht mal solche Fische züchten, also gar nicht wissen worüber sie reden.

Ich denke, es ist eine gute Alternative, wenn man halt im direkten Umkreis keine Möglichkeit zum direkten Austausch hat.

Es ist eine Alternative, ja, aber bestimmt keine gute. Das Internet ist eher ein sehr schlechter Ersatz für echten Kontakt.

Etwas woanders wirklich zu sehen, zu hören, zu befummeln und evtl. sogar zu riechen ist eine ganz andere Sache. Das kann das Internet nicht mal ansatzweise ersetzen. Auch nicht mit Bildern und selbst wenn die 3D wären nicht. Wer sich nur auf das Internet stützt kommt aquaristisch über eine gewisse Linie nicht hinaus. Vielen reicht es aus, ist ja auch ok.
 
A

Anonymous

Guest
Hallo Olaf,

ich stimme Dir zu, aber es ist mir auch wieder zu absolut. Nach einiger Zeit (und halt mit entsprechendem Hinterfragen) kann man ungefähr abschätzen, was man glauben kann und was nicht.

Olaf_Deters schrieb:
Es ist eine Alternative, ja, aber bestimmt keine gute. Das Internet ist eher ein sehr schlechter Ersatz für echten Kontakt.
...aber ein guter, um welche zu knüpfen. :wink:
 
Hallo,

piddi schrieb:
ich stimme Dir zu, aber es ist mir auch wieder zu absolut. Nach einiger Zeit (und halt mit entsprechendem Hinterfragen) kann man ungefähr abschätzen, was man glauben kann und was nicht.

und bis dahin?
Wie willst Du hinterfragen?

Olaf_Deters schrieb:
Es ist eine Alternative, ja, aber bestimmt keine gute. Das Internet ist eher ein sehr schlechter Ersatz für echten Kontakt.
...aber ein guter, um welche zu knüpfen. :wink:

Das ja, auf jeden Fall.
 
A

Anonymous

Guest
Hallo Olaf,

Olaf_Deters schrieb:
und bis dahin?
Wie willst Du hinterfragen?

Selbst das Köpfchen mal anstrengen - ausprobieren - einfach machen halt. So, wie man es halt auch in anderen Lebenssituationen machen würde.

Ich bin jedenfalls so gut klargekommen und bisher zufrieden mit dem Ergebnis.
Immer wenn ich auf Widersprüche gestoßen bin, habe ich versucht oder experimentiert. Bin ich dann wirklich nicht weiter gekommen, habe ich hier nachgefragt. Irgendwann kommt man zu Antworten.
 
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